Gitarre & Laute ONLINE
GITARRE & LAUTE ONLINE: Beiträge zu Neuerscheinungen (Notenausgaben, Bücher, CDs) auf den Gebieten Gitarre und/oder Laute, Berichte über Konzerte, Festivals und Wettbewerbe, Essays und Kommentare. Verschiedene Autoren, Chefredakteur (Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes): Dr. Peter Päffgen.
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
EDITION: Antoine de L’Hoyer: Die Zauberflöte von W. A. Mozart
Bearbeitet für Violine (Flöte), Viola und Gitarre
Herausgegeben von Andrea Förderreuther
Wien u.a., 2016, DOBLINGER, Partitur, € 28,95; Stimmen € 45,–
Reihe: Diletto Musicale, Doblingers Reihe Alter Musik, DM 1463
CD: Trio Con Brio: Die Zauberflöte
Andrea Förderreuther, Gitarre; Johannes Hustedt, Flöte; Carolin Kriegbaum, Viola
Digitalaufnahme und Mastering bei Bauer in Ludwigsburg, März/April 2006
ACD6095
… mit großer Sorgfalt und ebensolcher Sachkenntnis …
Antoine de L’Hoyer (1768–1851) hat seine Bearbeitung der „Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart gegen 1824 angefertigt … das jedenfalls nimmt die Herausgeberin der modernen Ausgabe dieses Stücks Kammermusik an. Und ihre Vermutung liegt nahe: De L’Hoyers Werke ab Opus 28 sind in Paris entstanden und dort auch gedruckt erschienen. Der Komponist ist 1812 wieder nach Paris gezogen, wo er nach 1774 schon einmal gelebt hatte. Danach (1789) wurde De L’Hoyer Soldat in den Gardes Du Corps du Roi, er floh aber bald vor den Wirren der Revolution, war 1792 in Koblenz bei den armées des Princes eingeschrieben, nahm an verschiedenen Auseinandersetzungen teil, wurde auch verwundet … um von 1800 bis 1802 im Hamburg zu leben, wo erste Kompositionen entstanden und herauskamen (Opera 12–18).
1803 reiste De L’Hoyer nach St- Petersburg und blieb dort und in anderen russischen Städten rund zehn Jahre. Es entstanden Werke Nº 19–27. 1812 finden wir den Komponisten in Paris wieder, und zwar als Mitglied der Garde de la Manche du Roi einerseits und als Komponisten andererseits. Inzwischen hat er sich von der fünfsaitigen Gitarre abgewandt, die sein „Stamminstrument“ gewesen war, und nur noch für das neue sechssaitige Instrument geschrieben, gleichzeitig ist Kammermusik immer wichtiger für ihn geworden: Kammermusik mit Gitarre oder für mehrere Gitarren.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Craig Ogden: Love’s Philosophy
Music by Brian Knowles
Craig Ogden, Gitarre; Orchestra of Opera North, David Angus; James Gilchrist, Tenor
Aufgenommen im Juli 2015 und November 2016, erschienen 2017
RUBICON Records RCD 1002, im Vertrieb von Helikon Harmonia Mundi
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Brian Knowles (Jg. 1946) ist hier – in der Szene für „klassische Gitarrenmusik“ – keine „bekannte Größe“ … auch nicht sein Sohn Stephen, über den sein Vater in den sleeve-notes zur neuen CD schreibt, er sei „a skilful exponent and teacher of that instrument“ (nämlich der Gitarre). Ihm, Stephen, hat Brian Knowles sein Guitar Concerto auch gewidmet – die Uraufführung hat er ihm offenbar nicht überlassen. Die vorliegende Aufnahme mit Craig Ogden ist im Moment die einzige auf dem Markt, ob es aber die Ersteinspielung ist, wird nicht angegeben.
Das Gitarrenkonzert: Im Klappentext heißt es, es müsse jedem, „wo is a fan of the famous concerto by Rodrigo“ gefallen. Und tatsächlich hat das Konzert „Visiones de Andalucia“, so ist es benannt, viel vom „Concierto de Aranjuez“. Zu viel, um ehrlich zu sein! Schon die Satzfolge mit den Überschriften „Allegro con brio“, „Larghetto“ und „Allegro gentile“ lässt ahnen, dass sich Brian Knowles vertrauensvoll an den Welterfolg von Joaquín Rodrigos Konzert angelehnt hat. Das Kopfthema in Knowles’ erstem Satzes erinnert dann auch frappant an das Wechseltonmotiv bei Rodrigo, der abschließende dritte Satz ist, was Duktus und musikalische Diktion angeht, sehr an seinem Vorbild orientiert … und doch: Es ist Brian Knowles nicht gelungen, mit seinen „Visiones de Andalucia“ ein ähnlich stimmiges Spanienbild aufzuzeichnen wie Rodrigo.
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- Geschrieben von Redaktion
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„Among the most gifted guitarists on the planet“ – die Washington Post fällt ein klares Urteil über Marcin Dylla. Der 41-jährige Pole kann auf eine außergewöhnliche Karriere zurückblicken. Zum Sommersemester 2017 wird Marcin Dylla eine Professur an der Musikhochschule Münster beginnen.
Neben dem Studium in Katowice, Basel (bei Oscar Ghiglia), Freiburg und Maastricht gewann Dylla schon früh eine ganze Reihe von Gitarrenwettbewerben. Insgesamt neunzehnmal wurde er in den Jahren von 1996 bis 2007 in diversen Wettbewerben mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Eine besondere Auszeichnung war der Kritikerpreis der „goldenen Gitarre“ als meistversprechender Nachwuchsgitarrist, den Marcin Dylla auf dem 7. internationalen Gitarrenkonvent in Alessandria erhielt. Fünf Jahre später gewann er den weltweit vielleicht renommiertesten Gitarrenwettbewerb, die „2007 Guitar Foundation of America international Competition“.
Konzerttourneen führten Dylla auf die Bühnen der bedeutendsten Konzerthäuser in der ganzen Welt. Einige Höhepunkte seiner Konzerttätigkeit waren Auftritte im Concertgebouw in Amsterdam, dem Wiener Musikverein, der Philharmonie in St. Petersburg und der Villa Hügel in Essen. Immer wieder arbeitete er auch mit bedeutenden Orchestern zusammen, etwa mit dem Taipei Symphony Orchestra in Taiwan, den Warschauer Philharmonikern, dem Buffalo Philharmonic Orchestra oder dem Orchestra Filarmonica di Torino.
Weiterlesen: Marcin Dylla folgt Ruf an die Musikhochschule Münster
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- Geschrieben von Horst Schneider
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Julian Bream: Concertos for Lute and Orchestra
Werke von Vivaldi, Händel, Kohaut und Rodrigo
Juian Bream, The Monteverdi Orchestra, John Elliot Gardiner
Aufgenommen 1975, digitalisiert und neu herausgegeben 2017
DUTTON EPOCH HISTORIC CDLX 7333, im Vertrieb von Challenge Records
… Fürwahr ein Vergnügen! …
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Ja, damals hat man ganz anders gespielt! Julian Bream hat zwar eine „historische Laute“ benutzt, aber die war, was ihre Besaitung anging, seinem Geschmack und seinen spielerischen Gewohnheiten angepasst. Historische Aufführungspraxis nannte man das Geschehen noch nicht, auch nicht „authentisch“ und ein Label mit der Aufschrift „AUF ORIGINALINSTRUMENTEN“ klebte auch nicht auf dem Cover. Bream spielte so Laute, wie er Gitarre gespielt hat – mit Fingernägeln, Apoyando und der Spieltechnik, die er kannte und beherrschte … und die Aufführungshistoriker haben sich nicht aufgeregt, und sie tun es heute noch nicht. Warum? Weil Julian Bream ein derartig großer Musiker ist, dass man ihm auch das „moderne“ Spiel auf einem „historischen“ Instrument glaubte und abkaufte. Julian Bream, und das habe ich häufig live verfolgen können, spielte eine Konzerthälfte auf der Laute – meistens war das Musik zwischen John Dowland und, sagen wir, Simone Molinaro; die zweite Hälfte spielte er auf der Gitarre und zwar Giuliani bis Henze oder Benjamin Britten. Das war alles hervorragend und unverkennbar Julian Bream! Als er nach 1964 (Uraufführung war am 12. Juni 1964) das Nocturnal spielte, wollte buchstäblich jeder Gitarrist, der über eine entsprechende Technik verfügte, dieses Stück spielen, weil es niemanden, der es einmal gehört hatte, losließ. Bream nahm seine legendäre Platte „20th Century Guitar Music“ 1966 für RCA auf und danach spielte nicht nur jeder avancierte Gitarrist das Nocturnal von Britten — nein, jeder spielte es wie Bream! Aber so war sein Einfluss: Er lieferte das Repertoire, machte es bekannt und lieferte die Interpretation!
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Schubert, Franz: Songs for Voice & Guitar
Anna Huntley, Mezzosopran; Jens Franke, Gitarre
Aufgenommen im August 2013, erschienen 2016
Gitarre: Michael Gee, 2009
Quartz QTZ 2215, im Vertrieb von NEW ARTS INTERNATIONAL
… ein nicht uneingeschränktes Vergnügen …
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Dass Franz Schubert (1797–1828) die Gitarre als Begleitinstrument für Lieder gemocht und dass er selbst eine Stauffer-Gitarre besessen hat, wissen wir. Auch haben wir Interpreten erleben dürfen, die sich mit großem Erfolg an Schubert-Liedern mit Gitarrenbegleitung versucht haben – darunter auch große Liederzyklen wie „Schöne Müllerin“ und „Winterreise“. Und schließlich liegen uns gedruckte Ausgaben von Schubert-Liedern mit Gitarrenbegleitung vor, die im 19. Jahrhundert erschienen sind und uns als Belege für die Popularität der Lieder in dieser Besetzung sind.
Gleichwohl schreibt Ateş Orga im Booklet zur CD (nur in Englisch): „The role oft he guitar in Schubert’s life is less clear, hindered as much by the fantasy of unscrupulous biographers as the acerbic‚ »Schubert without guitar« stance of his almanagist and cataloguer Otto Erich Deutsch – who ‚discredited virtually all of Schubert’s envolvement with the guitar offhand without well-documented evidence to support his confident criticism and assertions“. Welches Interesse der Schubert-Forscher Otto Erich Deutsch gehabt haben könnte, die Bedeutung der Gitarre in Schuberts Schaffen „mit skrupellosen Methoden“ herunterzuspielen, lässt sich nicht sagen, Orga hält aber ein feuriges Plädoyer für das Instrument und dafür, dass es zur Zeit Schuberts und bei Schubert selbst eine wesentliche Rolle gespielt hat.
Weiterlesen: Anna Huntley & Jens Franke mit Schubert-Liedern
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Johann Sebastian Bach: BWV 995, 997 & 998
Emanuele Segre, Gitarre
Aufgenommen 2016, erschienen 2016
CD & DVD LIMEN CDVD082C082 (Nummerierte Edition)
… eine eher unitalienische Interpretation …
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Emanuele Segre spielt auf seiner neuesten CD drei zyklische Lautenwerke von Johann Sebastian Bach (BWV 995, 997 und 998), dabei stellt Luca Ciammarughi gleich im zweiten Satz seines klugen und von großem Wissen geprägten Booklet-Textes zur CD fest, die Annahme, Bach habe Werke spezifisch für Laute solo konzipiert, sei „storicamente falsa“ … nicht „umstritten“ oder „zweifelhaft“, sondern „historisch falsch“! Im weiteren Text erläutert Ciammarughi die Argumente, die das Lautenwer(c)k (auch Lautenklavier oder Lautenclavicymbel genannt) als das Instrument favorisieren, für das die „Lautensuiten“ ursprünglich geschrieben worden sind – ein Tasteninstrument, das wie die Laute mit Darm besaitet war und ihr daher klanglich ziemlich nahekam. Wir wissen, dass Bach im Besitz zweier solcher Musikinstrumente gewesen ist und dass er sie geschätzt hat.
Die uns überlieferten Lautenversionen der betreffenden Werke sind also Transkriptionen. Weiter heißt es (in der englischen Übersetzung des italienischen Originaltextes S. 17): „As for the debate about the correctness of performing Bach’s keyboard music on a modern piano, also the adaptability of the so-called „lute music“ to the modern guitar is a false issue. Since it is unlikely that these suites were performed by Bach on the lute, the guitar version isn’t less philologically correct than the one for lute.“ Dieses Argument überzeugt … allerdings nur, so lange man Lautenwerk und modernes Klavier auf der einen und dreizehnchörige Barocklaute und moderne sechssaitige Gitarre auf der anderen Seite als Geschwister oder mindestens enge Verwandte betrachtet. Aber wir sollten solche sophistischen Betrachtungen vermeiden … zugunsten der Erkenntnis, dass die Werke von Johann Sebastian Bach ohnehin in ihrer Einzigartigkeit transferabel von einem Medium zum anderen sind.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Heike Matthiesen: Guitar Ladies
Werke von Madame Sidney Pratten, Maria Luisa Anido, Ida Presti, Sofia Gubaidulina, Sylvie Bodorova und anderen
Aufgenommen im April 2015, erschienen 2016
Gitarre: Daniel Friederich, 1966
Vienna 2day CSM Y1615–E43
… wunderbar sensible und „zart besaitete“ Musikerin …
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Komponieren Frauen anders, als Männer? Wirkt die Musik von Komponistinnen irgendwie oder sogar a priori weiblich … und klingt weibliche Musik anders als männliche? Heike Matthiesen schreibt in einem Vorwort: „Bewußt habe ich auf vordergründige Virtuosität verzichtet und pure Musik gewählt. Allen diesen Kompositionen ist extreme Klanglichkeit gemeinsam, auch immer wieder das Zelebrieren der Stille zwischen den Tönen.“ Ist es also typisch weibliche Musik, die sie uns auf ihrer neuesten CD präsentiert? Und mehr noch: Spielt Heike diese Musik weiblicher, als es männliche Kollegen täten?
Mit sieben Stücken von Madame Sidney Pratten (1821–1895) beginnt sie ihr Programm. Die Komponistin war als Catharina Josepha Pelzer in Mülheim am Rhein zur Welt gekommen, damals – das heißt, seit dem Wiener Kongress – Teil der Preußischen Rheinprovinz. Nach 1901 war Mülheim dann Stadtkreis, um schließlich nach 1914 zu Köln zu gehören. Catharina Josepha, Tochter des Mülheimer Gitarristen Ferdinand Pelzer, der nach London umzog, heiratete dort den Flötisten Robert Sidney Pratten und machte als Madame Sidney Pratten eine für ihre Zeit erstaunliche Karriere als Gitarristin. Josef Zuth (Handbuch, S. 217) berichtet, sie habe ein Œuvre von über 125 Werken hinterlassen – viele davon sind Petitessen, von denen Heike Matthiesen sieben spielt, die sie selbst als „Salonmusik im besten Sinne des Wortes“ bezeichnet … aber bitteschön! Die Salons waren schließlich kulturelle Nährböden der Zeit, dort haben Maler, Komponisten und Schriftsteller die Moderne vorbereitet und geübt. Die „Lieder ohne Worte“ von Madame Sidney Pratten sind das Entree in ein Programm, das weit mehr als Gender Studies liefert.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Il Barbarino – Musica per liuto e viola da mano nel Cinquecento napoletano
Paul Kieffer, Laute und Viola da mano
Werke von Fabrizio Denice, Luigi Dentice, Perino Fiorentino, Luis Maymón und anderen‘
Aufgenommen im Juli 2016, erschienen 2017
Instrumente: 8-chörige Laute von Grant Tomlinson (Vancouver, 2014), 6-chörige Viola da mano von Peter Biffin (Murrurundi, Australia 1981)
ARCANA, Outhere Music AD 105, im Vertrieb von Note-1
… fehlt mir etwas Leichtigkeit, etwas filigrane Kunstfertigkeit …
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Als 1970 die epochale Ausgabe der Lautenmusik von Francesco da Milano (1497–1543) bei Harvard University Press in Cambridge/Mass. herauskam, ging ihr Herausgeber, Arthur J. Ness, davon aus, Francesco sei zu seiner Zeit als Spieler von und Komponist für Laute und Viola da Gamba berühmt gewesen. Das mag durchaus so gewesen sein, der enorm große Quellenbestand an Kompositionen von Francesco [Canova] da Milano, der Arthur Ness zur Verfügung stand, wies allerdings ausschließlich in Lautentabulatur aufgeschriebene Werke auf, Ness wusste allerdings von einer gedruckten Quelle, die in ihm die Vermutung nährte, Francesco habe auch Stücke für Gambe geschrieben und veröffentlicht: „Dr. Louise Martinez Göllner kindly drew my attention to the following entry in a sixteenth-century manuscript catalogue in the Bayerische Staatsbibliothek, Munich (Clm 271, fol. 300): Di Francesco Milanese intavolatura de Viola overo lauto, il primo et secondo libro della Fortuna. Napoli, Joannes Sultzbachius. 40. 1536. Perhaps works intended specifically for viola da gamba in these two volumes have survived in extant lute prints and manuscripts. It is possible, however, that the instrument mentioned on Sultzbach’s title page is the plucked viola da mano, and not the bowed instrument.“ [Seite 1, Fußnote 2].
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Ravel – Debussy: Music for Two Guitars
ChromaDuo: Tracy Anne Smith und Rob MacDonald
Werke von Maurice Ravel und Claude Debussy
Aufgenommen im August 2015, erschienen 2016
Gitarren von Matthias Dammann und Bogusłav Teryks
NAXOS 8.573286
… mit eben jenem Maß an Zurückhaltung und Disziplin …
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[Bild: Claude Monet: IMPRESSION, Soleil levant, Musée Marmottan Monet] „Impressionismus“, das kommt vom lat. „imprimere“ (= eindrücken) bzw. vom französischen „impressionnisme“ und ist in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum ersten Mal als terminus technicus in der Kunstwissenschaft benutzt worden – am 25. April 1874, um genau zu sein. An diesem Tag besprach der französische Kunstkritiker Louis Leroy das Bild „IMPRESSION, Soleil levant“ von Claude Monet für die Pariser Zeitschrift „Charivari“. Sie war unverhohlen kritisch, diese Besprechung, Leroy schrieb: „Le papier peint à l’état embryonnaire est encore plus fait que cette marine-là“ (= „Eine Tapete in embryonalem Zustand ist feiner ausgearbeitet, als jenes Seestück!“)
Erst später wurde der Begriff „Impressionismus“ auch auf Kunstwerke anderer Gattungen angewandt. Egon Friedell hat es schließlich auf den Punkt gebracht. In seiner „Kulturgeschichte der Neuzeit“ (Mchn. 1927, hier zit. nach TB-Ausg. Mchn. 1976, Bd. 2, S. 1411) schreibt er: „In den neunziger Jahren [des 19. Jahrhunderts] verfällt alles dem Impressionismus, sogar die Gebiete, die ihm in ihrer innersten Natur völlig zu widerstreben scheinen: er bemächtigte sich in Rodin der Plastik, in Debussy der Musik, in Kaiser Wilhelm der Politik, in Alfred Kerr der Kritik.“
Warum Friedell die Malerei, für die der Begriff „Impressionismus“ zuerst verwendet worden war, nicht erwähnt hat, dafür aber Bildhauerei und Politik, bleibt mir verschlossen … dafür lasse ich mich gerne auf die gelegentlich zu lesende Erklärung ein, der Terminus bezeichne so etwas wie den „Endstil“ zum „Fin de Siècle“. Aber: „Zunächst erschienen die „Neoimpressionisten“, die, weil sie, an Monets Kommata anknüpfend, eine radikale Tüpfeltechnik beobachteten, „Pointillisten“ oder auch, weil sie das Gesichtsbild in seine letzten Elemente zerlegten, „Divisionisten“ genannt wurden. Mit einem Wort: Sie malten Mach.“ (Friedell S. 1413)
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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EDITION: Mauro Giuliani: Sang aus Norden (based on a poem by Aloys Jeitteles)
Germolles-sur-Grosne 2015, Les Étitions des Robins
Erste Auflage, 150 Exemplare
Reihe: Guitar Music offline, A Collection of Rareties, Selected and Edited by Stefan Hackl
ER-003, ISBN 978-2-9538868-2-5, Preis: € 7,50
Dies ist die erste Notenausgabe in der Reihe „Guitar Music offline“: „Sang aus Norden“ für Singstimme und Gitarre oder Klavier, ursprünglich erschienen in der „Wiener-Moden-Zeitung“ am 18. April 1816. Das Stück ist bereits erschienen in Band 38 der Ausgabe: „Mauro Giuliani: The Complete Works in Facsimiles of the Original Editions, Edited by Brian Jeffery, London 1988“.
Über Aloys Jeitteles, den Dichter, wissen wir nicht viel und leider liefert Stefan Hackl in seiner neuen Ausgabe nichts Neues … dabei hätte spätestens ein Blick in das „oeml“ (=Österreichisches Musiklexikon, Bd. 2, 2003, S. 892) etliche Details klären können. Jeitteles entstammte einer jüdischen Gelehrtenfamilie und wurde am 20. 6. 1794 in Brünn geboren. In Prag, Brünn und Wien hat er Medizin studiert. Später gründete er zusammen mit seinem Cousin Ignaz die Wochenzeitschrift „Siona“ zur Hebung der jüdischen Bildung. Später wurde er Schriftleiter der Brünner Zeitung und verfasste sehr beliebte Lustspiele und übersetzte beispielsweise Stücke von Calderón. Jeitteles‘ Liederzyklus „An die ferne Geliebte“ ist von Mauro Giuliani und von Ludwig van Beethoven vertont worden.
Stefan Hackls Neuausgabe enthält 1. eine Seite Partitur in Neusatz, enthaltend Sing- und Gitarrenstimme, 2. den Text aller sechs Strophen [in der „Wiener-Moden-Zeitung“ ist nur die erste Strophe abgedruckt], 3. eine halbe Seite Faksimile (verkleinert) aus „Wiener-Moden-Zeitung“ mit Partitur Singstimme–Guitarre–Pianoforte, 4. Titelei und eine Seite mit zeitgenössischen Zitaten und Einschätzungen in englischer Sprache. Hinzu kommt der vierseitige Umschlag, der Informationen über die Editionsreihe enthält und vermutlich bei allen folgenden Ausgabe gleichbleibt.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Am 29. Oktober 2016 starb Roland Dyens völlig unerwartet in Paris. Er war einer der kreativsten Gitarristen seiner Generation – auf der ganzen Welt bekannt und geschätzt als Interpret und als Komponist. Ich drucke hier ein Interview noch einmal ab, das erstmalig in Gitarre & Laute-PRINT Ausgabe XVII/1995, Heft 2, S. 9–11 erschienen ist, um an ihn zu erinnern und meiner Trauer Ausdruck zu verleihen.
Tychy, 8. Oktober 1994: Wir, Roland Dyens und ich, sitzen in Rolands Hotelzimmer und unterhalten uns. Wenige Minuten vorher haben wir zusammen, ein paar Zimmer weiter, ein Gespräch mit Czeslaw Drozdziewicz geführt, dem Gründer und Organisator des Festivals in Kraków. Czeslaw hatte uns zu seinen Veranstaltungen nach Krynika und Kraków eingeladen. Knapp drei Monate später war er tot: Krebs. Ob sein Lebenswerk weiterleben wird, weiß bisher niemand.
Roland Dyens hatte am Abend zuvor im Theater in Tychy ein, zumindest für mich, bemerkenswertes Konzert gegeben. „Er improvisiert, schüttelt scheinbar aus dem Ärmel“ … habe ich in meinem Artikel über Tychy 1994 geschrieben (Gitarre & Laute XVII/1995, Heft 1, S. 22). Gut, die Frage, ob er wirklich improvisiert oder nur eine publikumswirksame Bühnenshow in Szene setzt, lassen wir vielleicht unbehandelt. Hier streiten sich die Geister, und was Dyens selbst dazu meint, können Sie jetzt lesen. Auf jeden Fall ist er ein Musiker, der sehr genau weiß, was er der Musik … und seinem Publikum schuldig ist. Ich bleibe dabei: Dieses Konzert hat mich sehr beeindruckt!'
(Foto: angefertigt in Belgrad am 20. Februar 2009, © 2009 by Peter Päffgen)
Weiterlesen: Roland Dyens (19. Oktober 1955 — 29.Oktober 2016)
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Villa-Lobos: The Guitar Manuscripts 1
Guitar Concerto, Valse-Choro, Floresta do Amazonas
Andrea Bissoli, Guitar; Lia Serafini, Sopran; Federico Artuso, Guitar; Stefano Brait, Flute; Schola San Rocco Chorus; Francesco Erle; Minas Gerais Philharmonic Orchestra; Fabio Mechetti
Aufgenommen zwischen Dezember 2009 und Oktober 2012
NAXOS 8.573115
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Villa-Lobos: The Guitar Manuscripts 2
Valsa Concerto Nº 2, Introdução aos Choros, Canção do Amor
Andrea Bissoli, Guitar; Gabriella Pace, Sopran; Ensemble Musagète, Minas Gerais Philharmonic Orchestra; Fabio Mechetti
Aufgenommen zwischen März 2010 und Mai 2013
NAXOS 8.573116
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Villa-Lobos: The Guitar Manuscripts 3
Tarantela, Douze Etudes (1928), Fourteen folksong arrangements from Guia prático, O papagaio do moleque
Andrea Bissoli, Guitar; Ensemble Girandinha; Minas Gerais Philharmonic Orchestra; Fabio Mechetti
NAXOS 8.573117
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Villa-Lobos: Complete Guitar Manuscripts
Andrea Bissoli, Guitar; Minas Gerais Philharmonic Orchestra; Fabio Mechetti
Erschienen 2016
3 CDs im Schuber, NAXOS 8.503289
… gut drei Stunden anspruchsvollster Musik …
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Die Gitarrenkompositionen von Heitor Villa-Lobos (HVL – 1887–1959) kennen gitarrenaffine Hörer seit Jahrzehnten … oder sagten wir besser: eine Auswahl der Gitarrenkompositionen von Heitor Villa-Lobos? Zu dieser gehörten fünf Präludien, zwölf Etüden, ein Konzert mit Orchester, eine „Suite Populaire Brésilienne“ und ein paar Chôros.
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Mijndert Jape, Fernando Sor: A Bibliography of Published Literature and Music
Hillsdale, NY, 2014, Pendragon Press [Annotated Reference Tools in Music, Vol. 8]
ISBN 978-1-57647-218-7
Heutzutage Nachschlagewerke und besonders Bibliographien in gedruckter Form herauszugeben, birgt ein Risiko in sich, das darin besteht, dass sie bei Drucklegung schon veraltet sind und danach, wenn sie einmal in papierener Form vorliegen, in enormem Tempo an Aktualität verlieren. Was man dagegen tun kann? Nun, man kann den Zeichen der Zeit folgen und beispielsweise die geplante Bibliographie online publizieren. Das versetzt einen in die Lage, die Listen bei Bedarf zu aktualisieren – ja, man verpflichtet sich regelrecht dazu, weil bei Online-Publikationen als selbstverständlich vorausgesetzt wird, dass sie a. kostenlos und b. ständig up to date sind. Nicht nur Lexika (auch Musiklexika) haben angekündigt, dass sie zukünftig nicht mehr in gedruckter Form herauskommen werden (Beispiel ist die Brockhaus-Enzyklopädie) , auch und gerade internationale bibliographische Nachschlagewerke der Musikwissenschaft wie RISM (Répertoire International des Sources Musicales – Internationales Quellenlexikon der Musik) und RILM (Répertoire International de Littérature Musicale – Internationales Repertorium der Musikliteratur) haben schon vor Jahren ihr Erscheinen in gedruckter Form eingestellt. Das ist keineswegs beklagenswert, es ist ein Segen, denn
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Fehler können online ohne Zeitverlust korrigiert werden. Bei gedruckten Bibliographien vergehen dagegen meistens Jahre, bis Ergänzungsbände mit Korrekturen erscheinen.
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Bibliographien sind online nach verschiedenen Kriterien (auch im Volltext) durchsuchbar. Der vorliegende Band von Mijndert Jape zeigt, wie umständlich es ist, gedruckte Nachschlagewerke zu indizieren.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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CD
Johann Sebastian Bach: The Cello Suites
für Gitarre eingerichtet von Valter Dešpalj
Petrit Çeku, Gitarre
Aufgenommen im November und Dezember 2014 und März 2015
Gitarre: Ross Gutmeier, Baltimore
Eudora Records EUDORA-SACD-1602 (2 SACD)
… ebenso grazil pointiert, wie es elegisch schwelgend sein kann …
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EDITION
Johann Sebastian Bach: Six Cello Suites BWV 1007–1012
Transcribed for Guitar by Valter Dešpalj
Fingered by Darko Petrinjak
CHANTERELLE ECH 114, im Vertrieb von Zimmermann Musikverlag ISMN 979-02047-0114-8
Ausgabe bei Amazon bestellen?
Die sechs Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach sind schon mehr als einmal für Gitarre übertragen und auf dem Instrument aufgeführt worden. Zunächst waren es Einzelsätze, die bearbeitet wurden, dann ganze Suiten und schließlich der komplette Zyklus. Die originalen Versionen gehören zum Anspruchsvollsten, was für Solo-Cello geschrieben worden ist – spieltechnisch und musikalisch. Heute gehören sie zudem zum meistgespielten Material für diese Besetzung, das uns zur Verfügung steht.
Das Quellenmaterial für das gesamte Œuvre von Johann Sebastian Bach liegt uns in zwei verlässlichen Gesamtausgaben vor, auf die sich die Herausgeber von Transkriptionen berufen. Autographe Quellen für die Cello-Suiten gelten als verschollen, allerdings haben wir zeitgenössische Abschriften – eine davon von der Hand Anna Magdalenas, der zweiten Ehefrau Johann Sebastian Bachs: „6 Suites a Violoncello Solo senza Basso composées par Sr. J. S. Bach. Maitre de la Chapelle.“
Auch, wenn alle heute vorhandenen Ausgaben der Cello-Suiten von Johann Sebastian Bach auf die gleichen Quellen zurückgehen, unterscheiden sie sich. Herausgeber haben Suiten transponiert, um sie leichter (oder überhaupt) spielbar zu machen, andere haben Akkorde aufgefüllt, weil das auf der Gitarre eben geht und wieder andere haben Fingersätze, Verzierungen und sonstige spieltechnische Anweisungen im Übermaß in ihre Ausgaben eingebracht, während ihre Kollegen auf solche Zugaben verzichtet haben. Dass sich musikalische Ausgaben weiter in ihrer technischen Ausstattung unterscheiden können, muss nicht erwähnt werden. Beispiel: Der eine Verleger gönnt einer Ausgabe eine Seite mehr, um sie besser lesbar zu gestalten, der andere bringt so viel auf eine Seite, wie gerade passt … um sie in der Herstellung preiswerter zu machen. Der eine druckt auf vergleichsweise billigem, weißem Offset-Papier – der andere auf leicht chamois gefärbtem, eleganterem Notendruckpapier, das den gelblichen Farbton aufweist, weil es damit direkte Beleuchtung weniger reflektiert. Und schließlich: Der eine Verleger druckt in dem Standardformat DIN A4 – der andere im traditionellen Bach-Format (230 x 305 mm und größer), das mehr Platz lässt für Notizen und Anmerkungen und einfach schöner … aber auch teurer ist.
Weiterlesen: Johann Sebastian Bach: Cello-Suiten BWV 1007–1012: Petrit Çeku, Gitarre
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- Geschrieben von Redaktion
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Neuerscheinungen anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ im Jahr 2017. Die folgenden Kurzbeschreibungen werden jeweils mit den Originalbeiträgen und Rezensionen verlinkt. Dort können weitere Produktionen ergänzt werden.
Luthers Laute
Franz Vitzthum, Countertenor; Julian Behr, Laute
Werke von Martin Luther, Ludwig Senfl, Heinrich Finck, Hans Newsidler, Josquin Desprez
Aufgenommen im November 2014, erschienen 2015
CHRISTOPHORUS CHR 77388, im Vertrieb von Note-1
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Luther und die Musik
CD 1: Luther in Rom; CD 2: Musikabend im Hause Luther; CD 3: Martin Luther und die Musik; CD 4: Ludwig Senfl; CD 5: Der Gegenspieler Albrecht von Brandenburg; CD 6: Leonhard Paminger; CD 7: Psalmen und Chansons der frankophonen Reformation; CD 8: Michael Altenburg: Festmusik zur Reformationsfeier 1617; CD 9: Gert Westphal liest Texte von Martin Luther
Aufnahmen von 1966, 1982, 1999, 2002, 2007, 2012, 2015
CHRISTOPHORUS, 9 CDs, CHR 77403, im Vertrieb von Note-1
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Ein feste Burg: Luther in der Musik
Werke von Schütz, Franck, Vulpius, Walter, Altenburg, Buxtehude, Bach, Jacobi, Eccard, Praetorius, Schein, Reger, Kleemasnn, Langlais, Schnyder
Interpreten: Ludwig Güttler, Friedrich Kircheis, Daniel Schnyder; Camilla Nylund, Peter Schreier, Henryk Böhm, Oliver Widmer und andere
Diese Aufnahme: © 2016
Berlin Classics 03008488C, im Vertrieb von Edel:Kultur
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EINE FESTE BURG IST UNSER GOTT
Jubiläums-Edition Johann Sebastian Bach & Martin Luther
Gächinger Kantorei – Bach-Kollegium Stuttgart, Helmut Rilling
HÄNSSLER 2 CD HC16031, im Vertrieb von NAXOS
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Leo Brouwer: Concierto de Benicàssim
Werke von Brouwer, Frank Martin und Rodrigo
Miguel Trápaga, Guitar; Real Filharmonía de Galicia; Óliver Díaz
Aufgenommen im Juni 2015, erschienen 2016
NAXOS 8.5735542
… mit Charme und Akkuratesse …
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Das „Concierto de Benicàssim“ ist Leo Brouwers neuntes Konzert für Gitarre und Orchester. 2002 ist es von Gabriel Estarellas uraufgeführt worden, danach verschwand es, so heißt es im Booklet, für zehn Jahre in den Schubladen von Musikproduzenten, bis Miguel Trápaga es mit dem Orquesta Sinfónica Simón Bolivar im Teatro Teresa Carreño in Caracas wieder gespielt hat.
Geschrieben hat Leo Brouwer das Konzert im Jahr 2002 anlässlich des 150. Geburtstags von Francisco Tárrega (1852–1909) – immerhin findet in Benicàssim seit 1968 der „Certamen Internacional de Guitarra Francisco Tárrega“ statt … im gerade verstreichenden Jahr 2016 zum fünfzigsten Mal also.
Das Programm der CD enthält neben dem Brouwer-Konzert den Repertoire-Dauerbrenner „Concierto de Aranjuez“ von Joaquín Rodrigo und die Orchesterfassung der „Quatre Pièces Brèves“ von Frank Martin. Javier Suárez–Pajares, der Autor der sleeve-notes für die CD, nennt das Jahr 1933 ein „annus mirabilis“. In diesem Jahr hat Rodrigo die „Toccata“ für Regino Sáinz de la Maza geschrieben, die Suárez–Pajares für eine Art Vorarbeit für das „Concierto de Aranjuez“ hält; Antonio José hat seine Sonata komponiert, die erst nach 1990 gespielt werden sollte; Frank Martin hat seine vier Stücke (Quatre Pièces Brèves) geschrieben, die auch lange unbeachtet blieben. Aber: Das Jahr 1933 als „annus mirabilis“ zu bezeichnen, käme mir allein deshalb nicht über die Lippen, weil Adolf Hitler gerade in diesem Jahr zum Reichskanzler gewählt wurde und weil exakt mit diesem Ereignis, das von den Nazis als „Machtergreifung“ heroisiert wurde, unendliches Unheil über Millionen von Menschen kommen sollte. So ist das Jahr 1933 – mindestens aus meiner Sicht – ein „annus horribilis“ gewesen!