Gitarre & Laute ONLINE
GITARRE & LAUTE ONLINE: Beiträge zu Neuerscheinungen (Notenausgaben, Bücher, CDs) auf den Gebieten Gitarre und/oder Laute, Berichte über Konzerte, Festivals und Wettbewerbe, Essays und Kommentare. Verschiedene Autoren, Chefredakteur (Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes): Dr. Peter Päffgen.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Michel Lambert: Airs
Charles Daniels, Tenor; Fred Jacobs, French Theorbo
Aufgenommen im Mai 2013, erschienen 2014
METRONOME MET CD 1092, im Vertrieb von Klassik Center Kassel
… Bravo und danke! …
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Michel Lambert (1610–1696) war komponierender Sänger und Gesangslehrer. Aus seiner Feder überliefert sind uns über dreihundert „Airs“, weitere gelten als verschollen … dazu kommen einige sakrale und wenige Ballettkompositionen. Für seine Lieder ist Lambert berühmt gewesen, auch für seine Tätigkeit als Gesangslehrer. Der Schriftsteller Titon du Tillet, (1677–1762) hat ihn als junger Mann anlässlich von Konzerten in Puteau-sur-Seine erlebt und berichtet, Lambert habe sich selbst auf der Theorbe begleitet. Catherine Massip, die Autorin der sleeve-notes für vorliegende CD, schreibt, dass auch Bertrand de Bacilly (1621–1690) ähnliches berichtet hat. In Bertrands Buch „Remarques sur l’Art de bien chanter“ (Paris 1679), so heißt es, habe dieser außerdem die besonderen Vorzüge der Theorbe für die Gesangsbegleitung herausgestrichen: „La Viole mesme & le Clavessin, n’ont point la grace, ny la commodité qui se rencontre dans le Theorbe, qui es propre pour accompagner toutes sortes de Voix.“ Ich gehe davon aus, dass es sich bei dem zitierten Bacilly um Bénigne (und nicht Bertrand) de Bacilly gehandelt hat, dessen Buch „L’Art de bien chanter“ tatsächlich 1679 erschienen ist … allerdings als dritte Auflage seiner Ausführungen „Remarques curieuses sur l’art de bien chanter“ von 1668.
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- Geschrieben von Markus Grohen
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Luigi Boccherini: The Guitar Quintets
Zoltán Tokos, Guitar; Danubius String Quartet
Aufgenommen zwischen 1991 und 1992
Diese Zusammenstellung (3 CDs): NAXOS 8.503255
… Hörenswert! …
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Die Quintette G 445–451 sowie G 275 und G 453 („La Ritirata di Madrid“) für Gitarre und Streichquartett lagen schon Anfang der neunziger Jahre als drei Einzel-CDs bei Naxos vor (8.550551, 8.0550552 und 8.550731), jetzt zusammen im Pappschuber.
Zoltán Tokos wurde 1952 in Kolozsvár in Transsilvanien (Rumänien) als Mitglied einer ungarischen Minderheit geboren. Studiert hat er an der Liszt-Akademie in Budapest bei László Szendrey-Karper, später bei Costas Cotsiolis in Athen (*1957). Eine Karriere mit zahlreichen Platteneinspielungen und Berufungen an ungarische Akademien schloss sich an.
Die Einspielung der Boccherini-Quintette hatte nach ihrer ersten Veröffentlichung positive Resonanz. Es war nicht die erste Gesamtaufnahme und auch nicht die einzige auf dem internationalen Schallplattenmarkt. Mit Daniel Benkö (und dem Eder-Quartett) hatte sogar bereits ein Landsmann von Zoltán Tokos den Zyklus aufgenommen. Das war 1982 (TELEFUNKEN 6.42842). Insgesamt haben eher die größeren Labels, Werkzusammenhänge wie die Boccherini-Gitarrenquintette aufgenommen … und damit auch etabliertere Interpreten. Beispiele: Pepe Romero mit dem Academy of St. Martin-in-the-Fields Chamber Ensemble (PHILIPS 6768 268), Kazuhito Yamashita und das Tokyo String Quartet (RCA RD 60423) oder Narciso Yepes mit dem Melos Quartett (DEUTSCHE GRAMMOPHON 429512-2). Umso bemerkenswerter ist, dass das damals noch junge Label NAXOS (gegründet 1987) eine Edition wie die vorliegende herausgegeben hat.
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Gaspar Sanz: Sones de palacio y danças de rasgueado
from Instrucción de Música sobre la Guitarra Española (Zaragoza 1674/75)
Laberintos: Ingeniosos
Xavier Díaz-Latorre, five-course guitar; Pedro Estevan, percussion
Aufgenommen im November 2003, erschienen 2014
Barockgitarre: P Biffin, Armidale/Australia, 1997
cantus c 9630, im Vertrieb von Note 1
… So geht Alte Musik!…
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Wie lange hat es gedauert, bis es Musikern unserer Zeit gelungen ist, Musik für Barockgitarre so auf einer Barockgitarre zu spielen, dass ihre Zuhörer den Eindruck hatten, der akustische Output ihrer Bemühungen habe etwas mit irgendwie „authentisch“ wiedergegebener alter Musik (also „Alter Musik“) zu tun und gleichzeitig mit vitaler, lebensnaher Tanzmusik des 17. Jahrhunderts? Lange! Nehmen wir als Beispiel Stücke von Gaspar Sanz, die ja doch immer wieder von „modernen Gitarristen“ (gemeint sind natürlich Spieler moderner, sechssaitiger Gitarren) gespielt und herausgegeben worden sind und um die es schließlich jetzt auch geht.
Ausgaben und Aufnahmen von Gitarrenstücken von Sanz von vor, sagen wir, 1980/90, waren expurgiert, auf ein Minimum zusammengestrichen und gingen gern auf Joaquín Rodrigos „Edelmann-Fantasía“ zurück. Daran ist nichts Verwerfliches, nur haben die Hörerinnen und Hörer auf diese Art nie die Chance gehabt zu hören, wie denn Sanz‘ Musik zu seiner Zeit (vermutlich) geklungen hat.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Narciso Yepes
London Symphomy Orchestra, English Chamber Orchestra,. Luis Antonio García Navarro
Gitarrenkonzerte von Giuliani, Castelnuovo-Tedesco und Villa-Lobos
Aufgenommen 1977 und remastered 2014
PENTATONE (Remastered Classics) PTC 5186 202, im Vertrieb von NAXOS
… eigentlich nie wirklich gemocht …
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Zugegeben, ich habe Narciso Yepes (1927–1997) – bzw., besser gesagt, sein Spiel und sein Musikertum – eigentlich nie wirklich gemocht. Er spielte mir zu kontrolliert und ebenmäßig, zu rational. Leblos! Einmal, nach Erscheinen einer Yepes-LP mit Werken von Francisco Tárrega, habe ich ihn als beamteten Gitarrenkünstler betitelt.
Als Yepes schließlich 1977 bei der Deutschen Grammophon (Archiv Produktion) sämtliche Lautenwerke von Johann Sebastian Bach einspielte, sank meine Achtung vor dem Gitarristen auf „Null“. Er hat die Lautenwerke nämlich nicht standesgemäß auf der Gitarre, er hat sie auf einer Barocklaute eingespielt und das war so furchtbar – furchtbarer ging’s nicht. Michael Schäffer, mein Lehrer, sagte mir damals: Bei der Deutschen Grammophon kann jetzt für zwanzig Jahre kein ernsthafter Lautenist mehr die Lautenwerke von Johann Sebastian Bach einspielen. Es gibt ja eine Aufnahme und die war teuer!
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Les Accord Nouveaux III: François Dufaut
Sigrun Richter, Laute
Aufgenommen im September 2013, erschienen 2015
Lauten: Nico van der Waals
ambitus amb 96956, im Vertrieb von Klassik Center, Kassel
… eine insgesamt überzeugende Dufaut-Darstellung …
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Abbildung oben: Fol. 2 aus dem Livre de Lut de M. Milleran [F-Pc (in Pn) Rés. 823]. Hier heißt es: RECUEIL | DES PLUS BELLES PIECES DE LUT | Des meilleurs maitres, sur les 14 modes de la musique […] LES PRINCIPAUX DES MAITRES SONT | L’Ilustre Mr mouton mon maitre […] Messrs Gallots les deux frères […] Mr. Du faux
François Dufaut wird im „Livre de Lut de M. Milleran“ (Paris, Bibliothèque du Conservatoire, [F-Pc (inPn) Rés. 823] als einer der „meilleurs maîtres de luth“ erwähnt (s. Abbildung) – direkt nach Mouton, den Gautiers und Gallots. Baron lobt ihn (wenn auch mit krtitischen Anmerkungen), Le Sage de Richée und Mary Burwell … dabei sind uns leider nur recht wenige Lautenstücke aus seiner Feder überliefert. Ein paar mehr als achtzig sind es und die liegen uns in einer Neuausgabe mit Tabulatur und Übertragung von Monique Rollin vor (Paris, RISM, 1965): Préludes, Allemanden, Couranten, Sarabanden, und Giguen, dazu eine Recherche, ein Point d’orgue, zwei Gavotten, zwei Pavanen, zwei Tomebaux, zwei Sauterelles und zwei intabulierte Airs (siehe Monique Rollin, Art. Dufaut in MGG2, Bd. P5, Sp. 1509–1510).
Dufaut (um 1604–um 1670) arbeitete zu einer Zeit, als sein Instrument, die Laute, sich immer schneller, immer weiterreichend veränderte. Die Anzahl der Saiten (Chöre) war von den Veränderungen betroffen und die Stimmung der Laute. Wenn das fünf- bis sechs-, manchmal auch siebenchörige Instrument im 16. Jahrhundert durchgehend im „vieil ton“, gestimmt war, gab es jetzt zahlreiche Varianten. Schon um die Wende zum 17. Jahrhundert wurden in Tabulaturen neunchörige Lauten verlangt, wenig später zehn- und elfchörige, außerdem – besonders in Frankreich – unterschiedliche Stimmungen: „les accords nouveaux“.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Federico Moreno Torroba: Guitar Concertos I
(Concierto en Flamenco, Diálogos entre guitarra y orchesta, Aires de la Mancha, Suite castellana)
Pepe Romero und Vicente Coves, Gitarre
Málaga Philharmonic Orchestra, Manuel Coves
Aufgenommen Juli 2013, erschienen 2015
Gitarren: Pepe Romero jr. und Vicente Coves
NAXOS 8.573255
… ein Großer seiner Zunft …
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Dass er, Federico Moreno Torroba, überhaupt Konzerte für Gitarre und Orchester geschrieben hat, ist vermutlich vielen heute noch unbekannt – selbst Gitarristen. Der Maestro ist – vor allem bei Gitarristen – für Solostücke bekannt, die er für und in Zusammenarbeit mit Andrés Segovia komponiert hat. Selbst, dass Moreno Torroba „ein Leben vor Segovia“ gehabt hat, ein Leben als Komponist von Zarzuelas, wie man gelegentlich hörte, wurde mehr vermutet als gewusst. Zarzuelas, galten als „eine Art spanischer Operette“ – viel mehr wusste man nicht über das Genre.
Die Monographie „Federico Moreno Torroba – A Musical Life in Three Acts“ von Walter Aaron Clark und William Craig Krause (Oxford, 2013), die bald hier besprochen wird, verzeichnet im Werkeverzeichnis neun[!] Werke für Gitarre und Orchester. Zwei davon sind im Programm vorliegender CD enthalten, das „Concierto en Flamenco“ und die „Dálogos entre guitarra y orquesta“.
Das „Concierto“ ist dem Flamenco-Gitarristen Sabicas gewidmet und vor 1959 komponiert … schreiben Clark/Krause. Dort heißt es auch, dass dieses Konzert drei Sätze hat, nicht veröffentlicht (gedruckt) worden ist und dass sich das Manuskript im Archiv der Romero-Familie in San Diego befindet. Auf der CD sind vier Sätze zu hören (Fandango–Farruca–Alegrías de Cadiz und Bulerías) und als Entstehungsjahr ist 1962 verzeichnet. Dass hier unterschiedliche Angaben gemacht worden sind, wäre nicht weiter erstaunlich … wenn nicht Walter Aaron Clark und William Craig Krause als Autoren der sleeve-notes verantwortlich zeichneten. Im Buch heißt das Konzert außerdem „Concierto flamenco“ und im Booklet „Concierto en flamenco“.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Ronn McFarlane & William Simms
Two Lutes: Lute Duets from England’s Golden Age
Werke von John Jonson, John Danyel, John Dowland, Thomas Robinson und anderen
Aufgenommen im Mai und September 2011
Lauten: Ray Nurse und Andrew Rutherford
SONO LUMINUS DSL 92155, im Vertrieb von NAXOS
… wie eine gut geölte Nähmaschine …
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Die Lautenduos, die in den Tabulaturbüchern der Elizabethanischen Zeit stehen, erfreuen sich bei Gitarristen und zunehmend auch bei Lautenisten großer Beliebtheit. „La Rossignol“, „Greensleeves“ oder „Drewries accordes“ gehören zu den Stücken, die gern als Aufmacher für Programme gespielt werden – allerdings beschränkt sich die Auswahl oft auf diese und eine Handvoll mehr Stücke … mit der üblichen Begründung, es gebe nicht mehr. Das ist falsch! Im Booklet der vorliegenden Duo-CD heißt es: „As it turns out, in the high renaissance (roughly 1570 to 1620 or so) we have more than eighty works that qualify, and these make up the body of this recording.“ Robert Aubry Davis, der Autor, bezieht sich dabei auf Quellenforschungen, die Lyle Nordstrom, der zusammen mit Paul O’Dette in dem Ensemble „Swanne Alley“ gespielt hat, zu dem Thema angestellt hat.
Lautenduos zweier grundsätzlich unterschiedlicher Arten finden wir im Elizabethanischen Repertoire, schreibt Ronn McFarlane anschließend. Bei der einen spielen die beiden Lauten mehr oder weniger das gleiche Material, wechseln sich aber darin ab, ob sie die melodische Führungsstimme oder eine Begleitstimme ausführen. Bei der anderen Variante spielt eine Laute eine einstimmige Diskantstimme, die andere ein Bassfundament, im Englischen auch „ground“ genannt. Bei diesen Duos steht es dem „Diskant-Lautenisten“ frei, seine Stimme durch „divisions“ anzureichern und virtuos auszuzieren.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Greek Guitar Music: Eva Fampas
Werke von Kyriakos Tzortzinakis, Dimitris Fampas, Mikis Theodorakis, Kostas Hadjopoulos, George Mavroedes, Nickos Harzianos, Minas Bogris, Nikos Athanassakis
Aufgenommen zwischen März und Juni 2013, erschienen 2014
Gitarre: Ramirez
NAXOS 8.573322
… Werke unterschiedlicher Couleur, und leider auch unterschiedlicher Qualität …
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Schon wieder Griechenland! Den wirtschaftlichen Überlebenskampf Griechenlands und besonders der griechischen Bevölkerung verfolgen wir live im Fernsehen. Was die griechische Musik angeht und da speziell die Musik für Gitarre … darüber gab es in letzter Zeit wenig zu berichten. Nun hat Eva Fampas eine CD mit griechischer Gitarrenmusik herausgebracht, auf die in diesem Zusammenhang hingewiesen werden muss.
Eine „Gitarrenszene“ ist in Griechenland in den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden – nach den zerstörerischen Wirren des Zweiten Weltkriegs. Wie überall war auch hier Andrés Segovia mit dafür verantwortlich, dass Menschen begannen, sich für die „klassische Gitarre“ zu interessieren. Yiorgos V. Monemvassitis, der Autor des Booklet-Textes, erwähnt drei griechische Musiker, die für die neue „Mode“ in Griechenland verantwortlich waren: Charalambos Ekmetsoglou (1913–1990), Gerassimos Miliaressis (1918–2005) und Dimitris Fampas (1921–1996). Sie lernten und unterrichteten Gitarre, machten das Instrument populär und sorgten dafür, dass Komponisten neue Stücke für Gitarre schrieben.
Eva Fampas, die Solistin vorliegender CD, ist die Tochter von Dimitris Fampas, einem der „Gitarristen der ersten Stunde“ in Griechenland. Bis auf Mikis Theodorakis sind (oder waren) alle Komponisten der CD Gitarristen – und alle sind oder waren natürlich Griechen, was den Hörern keineswegs verborgen bleibt … aber man kann sich irren.
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Johann Sebastian Bach
The Sonatas & Partitas for solo violin BWV 1001–1006
Eliot Fisk, guitar
Aufgenommen September und Dezember 1999; Erste Auflage erschienen 2001 bei MusicMasters; Neuauflage bei Nimbus 2015
2 CD NIMBUS RECORDS NI 2581, im Vertrieb von NAXOS
… Fisk hat mit seinem Spiel immer schon polarisiert …
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Dieser Zyklus ist und bleibt ein Brocken; ein Berg, der unüberwindbar erscheint, wenn man ihn als Gesamtes betrachtet – außerdem ist jeder Einzelsatz ein in sich perfektes Kunstwerk, das für sich und im Gefüge ehrfürchtiges Staunen hervorruft. Über zwei Stunden höchst anspruchsvoller Musik, und zwar anspruchsvoll in jeglicher Hinsicht.
Die Aufnahmen von Eliot Fisk sind rund fünfzehn Jahre alt, entsprechend älter sind die Transkriptionen, die der Musiker selbst angefertigt hat. Er schreibt in einem kurzen Vorwort zu der Neuauflage, das eine oder andere Detail würde er heute anders machen, als vor fünfzehn Jahren aber: „there is no end to these works.“ Ein restloses Zufriedensein mit eigenen Interpretationen dieser Musik kann es eigentlich nicht geben und schon gar nicht mit einer Interpretation, die fünfzehn Jahre alt ist. „Yet I still embrace what is presented here and hope my listeners will do likewise.“
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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David Härenstam: Recital
Werke von Dyens, Ourkouzounov, de Falla, Giuliani, Paganini, de Murcia, Ponce, Barrios, Brouwer, Staffan Storm und Maria Löfberg
Aufgenommen im Juni und Juli 2014, erschienen 2015
Gitarre: Jim Redgate
DAPHNE 1053
… David Härenstam führt mit großer Souveränität durch das Programm …
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Wüsste ich nicht, dass David Härenstam schon eine ganze Reihe CDs herausgebracht hat, ich hielte diese CD mit dem Titel „Recital“ für sein Platten-Debüt. Nicht, weil er wie ein Anfänger spielt, keineswegs, aber weil das Programm, das er ausgewählt hat, eine bunte Mischung aus Stücken ist, deren innerer Zusammenhalt sich nicht spontan jedem erschließt. Ein Debütanten-Programm eben … oder?
Mit „Fuoco“ aus der „Libra Sonatina“ von Roland Dyens beginnt er, einem Stück, das als eine Art Paukenschlag gern von jungen Gitarristen gespielt wird: „Hier bin ich!“ Das Stück lebt von feurigen, virtuosen Umspielungen, die berühren, mitreißen und gleichzeitig, weil sie so ungeordnet erscheinen, beunruhigen.
Die „Folk Song Variations“ von Atanas Ourkouzounov, mit ihnen setzt David Härenstam sein Programm fort, bieten auch Spielmaterial für Virtuosen, sie entführen aber gleichzeitig einfühlsam in die Klangwelt des Balkan – ohne jemals mit zu bekannten Versatzstücken zu arbeiten. Dieses Stück könnte ich ruhig häufiger hören!
Dann kommen de Falla („Romance del Pescador“) Giuliani („Grand Overture“), Paganini („Romanze“ aus der Großen Sonate) und eine „Suite“ aus Stücken von Santiago de Murcia – schon das Bisherige ist eine tour d’horizon durch die europäische Musikgeschichte, die aber noch abgerundet wird. Mit „Lost Summers“ von Staffan Storm (*1964) zum Beispiel oder Maria Löfbergs (*1968) „Dreaming Dance“.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Karl-Ernst Schröder und Crawford Young
Amours—Amours—Amours, Lute Duos around 1500
Intabulierungen und Tanzsätze aus frühen gedruckten und handschriftlichen Tabulaturen
Eine Produktion der Schola Cantorum Basiliensis, aufgenommen im Mai 2001, erschienen 2015
Lauten: Richard C. Earle und Joel van Lennep
Note1 CCD 922513
… eine enorm kurzweilige CD! …
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Es war die Zeit, als die Lautenspieler das Plektrum abschafften und begannen, mit den Fingerkuppen anzuschlagen; als die ersten gedruckten Tabulaturen zur Verfügung standen und als man sich traute, die ersten fast autonomen Instrumentalkompositionen zu schreiben und sogar zu veröffentlichen … unabhängig von gängigen Tanzformen und von der beherrschenden (sakralen) Vokalmusik.
Der Venezianer Ottaviano Petrucci war der erste Drucker und Verleger, der Lautentabulatur-Bücher herausbrachte – darin enthalten sind Ricercari, Tänze Intabulierungen und sogar die ersten Stücke für zwei Lauten.
Im Januar 2001 veranstaltete die Schola Cantorum Basiliensis ein wissenschaftliches Symposion über Ottaviano Petrucci als Musikverleger. Anlässlich dieser Veranstaltung gaben Karl-Ernst Schröder und Crawford Young ein Konzert mit frühen Lauten-Duos – darunter natürlich die sechs Stücke aus den beiden Tabulaturen, die Petrucci 1507 herausgegeben hat (Francesco Spinacino, „Intabulatura de Lauto“ Libro primo“ und „secondo“). Leider hat es danach vierzehn Jahre gedauert, bis die Aufnahme, die im Zusammenhang mit diesem Konzert entstanden ist, als CD herausgekommen ist. Jetzt liegt sie vor!
Weiterlesen: Karl-Ernst Schröder und Crawford Young: Amours–Amours–Amours
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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John Griffiths
Intimate Vihuela
Werke von Enriquez de Valderrábano und Miguel de Fuenllana
Aufgenommen im Februar 2014, erschienen 2015
Vihuela von Ian Watchorn
Contrastes Records 2201405, im Vertrieb von NAXOS
… kein Fantaisierer …
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Irgendwie sind Lautenisten und Vihuelisten auch Musikwissenschaftler … automatisch“, sozusagen. Sie können nicht einfach in eine Musikalienhandlung gehen und sich ihr Spielmaterial kaufen; Unterricht im Instrument ihrer Wünsche können sie auch eher selten nehmen und um Instrument, Besaitung und Stimmung müssen sie sich auch selbst kümmern.
Bei John Griffiths ist das anders – er ist nicht „irgendwie“ und schon gar nicht „automatisch“ Musikologe, er ist ausgewiesener Wissenschaftler und Forscher und Autor zahlreicher Veröffentlichungen, von denen hier etliche bekannt sind oder mindestens bekannt sein sollten. Was die praktische Musikausübung angeht, hat John Griffiths (geboren 1952 in Melbourne) zunächst in Australien studiert, um danach in Europa das breit gefächerte musikalische Angebot kennenzulernen: Ergänzende Studien hat er darauf bei Siegfried Behrend und später bei Eugen Dombois und Hopkinson Smith absolviert und dabei (zum Glück) seine Vorliebe für das Angebot der Baseler Schola entdeckt und gepflegt.
Die vorliegende CD enthält nur Werke von Enriquez de Valderrábano und Miguel de Fuenllana bzw., um genau zu sein, fast nur. Von beiden Vihuelisten werden auch Intavolierungen gegeben und die gehen ausnahmslos auf vokale Vorlagen von Josquin Desprez (1450/1455–1521) zurück. Außerdem sind gelegentlich Sätze von Luys de Narváez eingestreut, von Alonso Mudarra und Esteban Daza. Auf die populären Stücke des Vihuela-Repertoires hat Griffiths verzichtet. Keine „Harfenfantasie“, kein „Guardame las vacas“´!
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Alexander-Sergei Ramírez: Guitarra Clásica del Peru
Werke von Pedro Ximénez und von anonymen Komponisten
Aufgenommen im März 2013, erschienen 2014
Gitarre: Paco Santiago Marín
Avi-music 8553316
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[Als Referenzeinspielung:]
—Javier Echecopar, Guitarra
Música Virreinal en el Perú
Produziert und herausgegeben von OXY, Occidental Petroleum Corp. of Perú, 1992
Die Conquistadores, die sich Anfang des 16. Jahrhunderts in Südamerika niederließen, brachten nicht nur ihre Sprache(n) mit in die Neue Welt und ihre religiösen Ausrichtungen, sondern auch Sitten und Gebräuche, Kunst und Musik. Dass gleich in den ersten Jahren mit der neuen Schiffslinie auch Gitarren und Vihuelas mitgenommen worden sind, auch Saiten und gedruckte Noten bzw. Tabulaturen, wissen wir aus Inventarlisten, die minutiös für alle Schiffsladung geführt worden sind. Und Musiker brachten die neuen Herren auch mit – schließlich wollten Sie auf ihre Gewohnheiten und ihr Amüsement nicht verzichten. Einer der Musiker ist uns sogar namentlich bekannt: Lucas Ruiz de Ribayaz (1626–nach 1677), dessen Buch „Luz y norte musical“ 1677 in Madrid erschienen ist. 1667 war Ruiz de Ribayaz mit dem neuen Vizekönig Pedro Antonio Fernández de Castro (1632–1672) nach Lima übersiedelt.
Weiterlesen: Alexander-Sergei Ramírez: Guitarra Clásica del Peru
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Artyom Dervoed, classical guitar
Ghosts & Shadows: Music of Spain
Werke von Mudarra, Tárrega, de Falla, Moreno-Torroba und Rodrigo
Aufgenommen 27–28. Dezember 2014 und 16–17. Januar 2015
Gitarren: Karl-Heinz Römmich, Gabriele Lodi
MEL REC 10 02362, im Vertrieb von NAXOS
… Das passt! …
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[Als Referenzeinspielung:] Laureate Series: Artyom Dervoed
First Prize: 2006 Michele Pittaluga Guitar Competition, Alessandria
Russian Guitar Music
Werke von Biktashev, Orekhov, Rudnev, Koshkin
Aufgenommen im Oktober 2007
Gitarre: Karl-Heinz Römmich
NAXOS 8.570447
… rrrussische Seele …
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Artyom Dervoed wurde 1981 in Rostow am Don geboren, wo er zunächst das Spiel der siebensaitigen russischen Gitarre erlernte. Mit der „normalen“ sechssaitigen Gitarre setzte er seine musikalische Ausbildung fort, ging nach Orekhovo-Zuevo, Moskau, Siena und schließlich, tja, in die Musikmetropole Koblenz! Dort wurde er von Aniello Desiderio unterrichtet, bevor er eine klassische Gitarristenkarriere mit den üblichen Wettbewerben und entsprechenden Konzertverpflichtungen begann.
Eine erste CD von Dervoed mit Musik russischer Komponisten ist 2008 bei NAXOS herausgekommen: Koshkin, Rudnev, Orekhov. Jetzt hat der Gitarrist bei dem neuen russischen Label Melodiya-Records eine zweite CD herausgebracht, die spanische „Klassiker“ enthält. Mit der „Fantasia que contrahaze la harpa en la manera de Ludovico“ von Mudarra beginnt er sein Programm, es folgen „Recuerdos de la Alhambra“, „Homenaje“, „Invocación y Danza“ und andere „Flaggschiffe“ des Repertoires.
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Silvius Leopold Weiss (1687–1750)
The Complete London Manuscript
Michel Cardin, Baroque Lute; Christiane Laflamme, Baroque Flute
Aufgenommen zwischen 1992–2004
12CD, Brilliant Classics 95070
… keine Grüße von seinem Alter Ego, dem Gitarristen …
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Silvius Leopold Weiss gilt als der „bedeutendste Lautenist des Spätbarock“ (Douglas Alton Smith im ersten Band der Ausgabe Sämtlicher Lautenwerke von S. L. Weiss, Frankfurt u.a, 1983). Johann Nikolaus Forkel, der erste Bach-Biograph, lobte die „vortrefflichen und schweren Kompositionen“ aus Weissens Feder, „die in dem ächten und körnichten Geschmack geschrieben sind, wie ungefehr die Clavier-Arbeiten des sel. Joh. Seb. Bach“ (Musikalischer Almanach … auf das Jahr 1782) und nicht einmal der scharfzüngige Kritiker Johann Mattheson (1681–1774), der ansonsten kein gutes Haar an den kompositorischen Leistungen der Lautenisten seiner Zeit ließ, kam nicht umhin, Weiss zu loben: „Wäre die Laute noch ein Kirchen-Instrument, oder würde auf Schau-Plätzen gebraucht, und ich hätte einen braven weltberühmten Virtuosen, wie der Herr Weiß in Dresden ist, wegen seines Spielens meistern, oder den Gebrauch des Instruments gar abgeschafft wissen wollen, so mögte Ursache da seyn, mir (wiewol ohne Schelten) zu widersprechen.“ (Lauten-Memorial 1727).
Und doch: Trotz der Hochachtung, die Weiss und seinem Werk immer wieder aufs neue entgegengebracht worden ist, sollte es lange dauern, bis es Musikern in größerem Umfang in Form verlässlicher Editionen zugänglich gemacht wurde. Für die Verzögerung gab es verschiedene Gründe: Erstens waren die Werke ausschließlich in Handschriften überliefert, die nicht oder nur unzureichend inhaltlich erfasst waren; zweitens waren alle Stücke in Tabulatur aufgeschrieben und drittens für Barocklaute, die selten gespielt wurde.
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- Geschrieben von Redaktion
- Hauptkategorie: Gitarre & Laute ONLINE
- Kategorie: Laute(n)
Santino Garsi da Parma: Lautenwerke
Gesamtausgabe in Tabulatur und Übertragung
hrsg. v. Dieter Kirsch
Bachformat (230 x 305 mm), 120 S., davon 43 S. Faksimiles der handschriftlichen Quellen, kart., Fadenheftung
G&L 148
Dass – mehr als vierzig Jahre nach Beendigung des Zweiten Weltkriegs – eine Neuausgabe der Werke des Lautenisten Santino Garsi da Parma Wirklichkeit wird, in der auch die ehemaligen Berliner Handschriften Mus. ms. 40032 und 40135 als Reprint erscheinen, wird denen, die das Schicksal dieser Handschriften kennen, beinahe wie ein Wunder vorkommen. Denn seit Kriegsende galten diese Handschriften als verschollen.
Schon während des Zweiten Weltkriegs waren sie zusammen mit anderen Musikalien aus der Preußischen Staatsbibliothek ausgelagert worden, in der Hoffnung, dass sie in ländlicher Abgeschiedenheit die Kriegswirren sicherer überstehen würden. Als nach Kriegsende die so verteilten Bestände wieder gesammelt wurden, zeigte sich, dass neben einigen verschmerzbaren Verlusten der größte Teil des Auslagerungsgutes durch diese Aktion tatsächlich vor der Zerstörung gerettet worden war. Nicht zu verschmerzen war jedoch, dass mehrere nach Schlesien verbrachte Bücherkisten – sie enthielten neben Autographen der „Großen” der Musikgeschichte (z. B. Mozarts „Zauberflöte”, Beethovens „Neunte”) auch den größten Teil der Tabulaturhandschriften – nicht wieder aufgefunden werden konnten, obwohl man aus zuverlässiger Quelle wusste, dass sie zu Kriegsende unbeschädigt in Kloster Grüssau eingelagert und später mit unbekanntem Ziel abtransportiert worden waren.
Die Lautenisten dürfen es als Glücksfall ansehen, dass die ehemaligen Berliner Tabulaturen zusammen mit so prominenten Werken der Klassik verschollen waren. Denn so wurde die Suche nach den verloren gegangenen Musikschätzen, die bald nach 1945 einsetzte, ungleich intensiver betrieben. Vor allem die Herausgeber der Neuen Mozart-Ausgabe, und unter ihrem Einfluss nicht nur Musiker und Musikologen, sondern auch Diplomaten und Journalisten aus aller Herren Länder, ließen keine Anstrengung unversucht, den Aufenthaltsort der vermissten Autographen ausfindig zu machen.[1] Erst im Jahr 1977 lüftete sich der Schleier, als der Erste Sekretär des Zentralkommitees der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei, Edward Gierek, einige wichtige Mozart-, Beethoven- und Bach-Autographen anlässlich eines Staatsbesuches in Ost-Berlin als Gastgeschenk überreichte. In den folgenden Jahren bestätigte sich, dass die Biblioteka Jagiellonska, die Krakauer Universitätsbibliothek, die lange vermissten Bände der ehemaligen Preußischen Staatsbibliothek beherbergt.