Giuliani pop

GITARRE & LAUTE ONLINE: Beiträge zu Neuerscheinungen (Notenausgaben, Bücher, CDs) auf den Gebieten Gitarre und/oder Laute, Berichte über Konzerte, Festivals und Wettbewerbe, Essays und Kommentare. Verschiedene Autoren, Chefredakteur (Verantwortlich im Sinne des Pressegesetzes): Dr. Peter Päffgen.

Lindberg Italian Lute VirtuosiItalian Lute Virtuosi of the Renaissance
Werke von Francesco da Milano (1497–1543), Alberto da Mantova (ca. 1500–1551) und Marco dall’Aquila (ca. 1480–nach 1538)
Jakob Lindberg, Laute
Aufgenommen im Mai 2015, erschienen 2016
Laute von Michael Lowe
BIS-2202, im Vertrieb von Klassik Center Kassel
… für meinen Geschmack etwas zu kontrolliert und diszipliniert …

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Alle drei Lautenisten, von denen Jakob Lindberg Kompositionen für seine neueste CD zusammengestellt hat, stammen aus Italien, einer aus Milano [Francesco], einer aus Aquila (oder Aquileia) [Marco] und einer aus Mantua [Alberto]. Und alle drei waren unmittelbare Zeitgenossen.

Es war die große Zeit der Laute. Ihre Spieltechnik hatte sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts insofern radikal verändert, als man sie nicht mehr mittels Plektrum anschlug, sondern mit den Fingerkuppen und auf diese Art polyphones Spiel ermöglichte. Außerdem war der Druck von Noten und Tabulaturen gerade erfunden und die ersten Musikverleger lieferten Lehrwerke und Spielmaterial. Gespielt wurden Adaptionen bekannter, meist geistlicher Vokalwerke, Tanzsätze und die ersten autonomen Instrumentalkompositionen wie Ricercari oder Fantasien. Mit ihnen wurden die Lautenisten und Komponisten vorliegender CD von Jakob Lindberg berühmt … so berühmt, dass einer von Ihnen, Francesco da Milano, „il divino“, genannt wurde: „der Göttliche“. Alberto aus Mantua zog 1528 nach Frankreich und wurde Hoflautenist bei König François Ier … dem Vernehmen nach zu einem fürstlichen Honorar. Er wurde ab sofort Albert de Rippe genannt und trug später den Titel „valet de chambre du roi“ der nur den erlesensten und berühmtesten Musikern des Hofs vorbehalten war.

Khalil Jonas Debut CDJonas Khalil: Debut
Werke von Ysaÿe, Cassadó, Bogdanovic, Arnold und Khalil
Aufgenommen im August 2015, erschienen 2016
Gitarre: Ashley Sanders (Australia), 2008
Hänssler Classic HC 16044, im Vertrieb von Naxos
… Das Debut jedenfalls ist dem jungen Künstler glänzend gelungen …

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Wer erwartet, dass die Debut-CD eines Gitarristen Werke rund um die Mozart-Variationen von Sor und „Recuerdos de la Alhambra“ enthält – hier wird er enttäuscht! Erstens spielt Jonas Khalil keine leicht gängige „Klassik für jedermann“, sondern weniger bekannte, wenn nicht für das Instrument völlig neue Musik – und zweitens will er sein Publikum ganz offenbar nicht unterhaltend für sich einnehmen, sondern liefert ihm das musikalische Abbild seiner Gemütsverfassung zu der Zeit, als er sich mit seinem Programm beschäftigte. „Verdüsterungsmusik mit Lichtpunkten“ steht über dem erläuternden Text im Booklet.

Dem Hörer wird empfohlen, das letzte Stück des Programms als erstes zu hören: „Rhapsody of the House of Usher – Hommage to Philip Glass“. Der Komponist: Jonas Khalil. Das Stück, um tatsächlich damit zu beginnen, nimmt Bezug auf „The Fall of the House of Usher“, eine Oper von Philip Glass, die wiederum auf eine Kurzgeschichte von Edgar Allan Poe mit dem gleichen Titel zurückgeht. Bei mehreren Aufführungen der Oper von Glass hat Khalil mitgewirkt.

Dowland Lachrimae Dunford CDDowland: Lachrimæ
Thomas Dunford, Laute und Leitung; Ruby Hughes, Sopran; Reinoud van Mechelen, Tenor; Paul Agnew, Tenor; Alain Buet, Bass
Aufgenommen im Juli und August 2012, erschienen 2016
Laute von Paul Thomson (2006)
ALPHA-Classics 326, im Vertrieb von Note-1

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[Zum Thema „Lachrimæ“ ist am 9. November 2016 unter FLORILEGIUM außerdem diese Besprechung erschienen.]

„Lachrimæ“ heißt diese CD … allerdings hat das eingespielte Programm mit John Dowlands LACHRIMÆ, OR SEAVEN TEARES FIGURED IN SEAVEN PASSIOnate Pavans“ aus dem Jahr 1604 nur mittelbar zu tun. „Lachrimæ“ (lat. „Tränen“) flossen in England in der Literatur und in Liedtexten des 16. und frühen 17. Jahrhunderts häufig. „Die Melancholie gehört zu den Grundzügen der Musik Dowlands“, schreibt Thomas Dunford im Booklet … allerdings war sie ein Kulturphänomen, dem nicht nur der große John Dowland anhing. Und die Melancholie war auch keine Krankheit, wie Dunford ausführt. Er schreibt: „Zahlreiche Musiker, unter ihnen Dowland, litten an ihr, und das ermöglichte ihnen ein hohes Maß an Expressivität.“ Wenig später: „Jene »Krankheit« hing mit der tiefen Frustration darüber zusammen, dass er [Dowland] nicht am Hof Elisabeth’s [sic] wirken durfte.“ Abgesehen von dem logischen Fehler in dieser Argumentationskette, war die Melancholie keine Krankheit, keine Depression – es war eine Mode, die in England immer weitere Kreise zog, für die es aber auch „auf dem Kontinent“ Beispiele gibt. Man betrachte in diesem Zusammenhang Albrecht Duerers Stich „Melencolia“ von 1514, der oft als Symbol für die in den Künsten verbreitete Grundstimmung gilt.

EncouragementL’Encouragement, 19th Century Guitar Duos
Herminia Navarro & Pablo Rioja
Werke von Sor, de Fossa, Haydn, Moretti und Mertz
Aufgenommen im Juli 2015, erschienen 2016
Gitarren: Ángel Benito Aguado 2009, nach Coffé-Goguette, Mirecourt ca. 1850
Eudora Records EUD-SACD 1604

Herminia Navarro und Pablo Rioja spielen zeitgenössische Gitarren … bzw., um genau zu sein, spielen sie Nachbauten zeitgenössischer Gitarren. Angefertigt hat sie Ángel Benito Aguado nach Vorlagen von Coffé-Goguette aus der französischen Geigenbaumetropole Mirecourt. Sie, die Vorbilder, sind dort gegen 1850 entstanden – also relativ spät, zu einer Zeit, als die Luthiers schon Erfahrung mit sechssaitigen Gitarren gesammelt hatten. Von Lütgendorff (Die Geigen- und Lautenmacher, 1929) listet Coffé-Goguette sogar mit den Jahreszahlen (floruit) 1834 und 1860, was auf ein noch späteres Entstehen des Instruments hindeutet.

Und tatsächlich: Die Gitarren, die auf der CD gespielt werden, klingen schon recht modern, glatt und klanglich ausgewogen, wenn man sie mit Instrumenten der Giuliani-Zeit vergleicht. Das macht sie nicht weniger authentisch oder gar aus Gründen der historischen Aufführungspraxis ungeeignet für diese Aufnahme, man bedenke aber, dass die Gitarre im 19. Jahrhundert eine rapide Entwicklung genommen hat. Ihre Ausstattung mit sechs Einzelsaiten war seit dem Wechsel vom 18. zum 19. Jahrhundert in Benutz und sofort zum Standard avanciert, der bis heute gilt. Diverse Versuche, die Instrumente lauter und klanglich stabiler zu machen, kann man danach das ganze neunzehnte Jahrhundert über beobachten. Das angestrebte Ziel wurde zwar zunächst nicht erreicht, dafür entstanden Gitarren mit unterschiedlichsten klanglichen Auslegungen.

Koim Espagnol CDStefan Koim: À l’Espagnol
Werke von Bach, Sor, de Falla, Rodrigo und Murail
Aufgenommen im Juli 2013, erschienen 2014
Gitarre: Stephan Connor 2010
musicaphon M56963, im Vertrieb von Klassik Center Kassel
… eine mehr als bemerkenswerte Debüt-CD …

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Das Programm dieser Debüt-CD von Stefan Koim besteht aus Klassikern des Repertoires und es beginnt gleich mit einem Schwergewicht, der Chaconne nämlich … von Johann Sebastian Bach; eigentlich für Violine, aber auch auf anderen Instrumenten zuhause; oft dilettiert aber nur gelegentlich zelebriert; eine Ahnung von dem gebend, was Daniel Hope meinte, als er sagte: „Für mich gibt es Barockmusik – und es gibt Bach!“ Vermutlich hat er dabei ein x-beliebiges der zahlreichen Werke Bachs angesprochen, vielleicht aber auch die Chaconne, schließlich ist er Geiger! Sein Lehrer, Yehudi Menuhin, hat 1946, kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs, im zerstörten Berlin das Beethoven-Violinkonzert, ein Jahr später die Chaconne gespielt und zwar als Zeichen des Friedens und des Vergebens. Damit hat er nicht nur um Verständigung nach Weltkrieg und Shoa geworben, er hat den Deutschen auch gezeigt, dass es unter den Überlebenden des Völkermords jüdische Mitbürger gab, die das kulturelle Erbe und die kulturelle Leistung der Deutschen würdigten … und sogar liebten. Menuhin hat die Chaconne spätestens in diesem Moment zu einem Stück Welterbe gemacht, zu einem ehernen Denkmal.

Valentini Complete Mandolin Sonatas CD

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Valentini: Complete Mandolin Sonatas
Pizzicar Galante: Anna Schivazappa, Barockmandoline; Fabio Antonio Falcone, Cembalo; Ronald Martin Alonso, Viola da Gamba; Daniel de Morais, Theorbe
Aufgenommen im Oktober 2015, erschienen 2016
Brilliant Classics 95257
… entsprechen den Vorstellungen von Thomasius und meinen in Gänze!

Roberto Valentini war, man wird es kaum glauben, Brite. Als Robert Valentine ist er gegen 1674 in Leicester zur Welt gekommen. Als junger Mann machte er sich, weil er in seiner Heimatstadt kein Auskommen fand, auf nach Rom und versuchte dort, als Flötist, Oboist und Komponist seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Genannt wurde er in seiner Wahlheimat italianisiert „Roberto Valentini“ … oder, um Verwechslungen auszuschließen, „Roberto Valentini Inglese“.

Attademo 19 Century Guitar Music CDLuigi Attademo: 19th Century Guitar Music
Werke von Giuliani, Legnani, Sor, Coste, Giuseppe Agnelli, Aguado
Aufgenommen im Februar und März 2016
Gitarren: Gaetano Guadagnini, Gennaro Fabricatore, Johann Anton Stauffer, René Lacôte, Etienne Laprevotte und eine guitare eptacorde von René Lacôte
BRILLIANT Classics 95024
… Potpourri aus Bravourstücken des neunzehnten Jahrhunderts, bravourös vorgetragen, mehr nicht! …

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Gleich sechs Gitarren führt Luigi Attademo auf seiner neuen CD vor, allesamt von namhaften Gitarrenbauern der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie klingen nicht alle gleich gut, diese Gitarren, und haben gemein, dass sie nicht so obertonreich sind, wie moderne Instrumente und leiser, und dass sie klanglich weniger präsent und strahlkräftig wirken. Dafür ist ihre Verwendung insofern authentischer, als auf den kleiner mensurierten Instrumenten der Zeit mit der Spieltechnik gespielt werden kann, die auch von Giuliani, Sor oder Legnani benutzt worden ist. Und dass ein Verändern von Spieltechniken auch musikalische Interpretationen in ihrer Substanz verändert, will ich hier nicht noch erklären müssen … und doch: Man nehme als Beispiel den Übergang vom Fingerkuppen- zum Fingernagelanschlag. Als Musiker anfingen, Gitarrensaiten mit den Spitzen der vergleichsweise harten Fingernägel anzuschlagen und nicht mehr mit den flächigen, weichen Fingerkuppen, hat sich der Klang der Gitarre wesentlich verändert. Er wurde punktueller, präziser definiert, härter, geräuschärmer und auf diese Art weitergehend modulationsfähig.

Jakob Bangsoe Maestro Series CDFirst Prize Winner: Guitar Festival Nordhorn, Competition 2014
Jakob Bangsø

Werke von Rodrigo, Sergio Assad, Ginastera, Kruisbrink
Aufgenommen im Oktober und Dezember 2015, erschienen 2016
Gitarre: Boguslaw Teryks
SAMSONG Productions SAMCD 035
… eine Debüt-CD gelungen, die wirklich vielversprechend ist …

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Jakob Bangsø wurde 1988 in Hjørring in Dänemark geboren. 2007 hat er ein Studium bei Frederik Munk Larsen an der Königlichen Musikakademie in Aarhus begonnen, das er schließlich bei Roberto Aussel in Köln weitergeführt hat. An verschiedenen europäischen Wettbewerben hat er teilgenommen, mehrere hat er gewonnen, darunter den von Nordhorn im Jahr 2014.

Das Programm seiner Preis-CD enthält die „Tres Piezas Españolas“ von Joaquín Rodrigo, von denen ihm der „Fandango“ am ehesten liegt – meint man jedenfalls! Jakob Bangsø hat nämlich einen ausgeprägten Hang zu Virtuosem, liebt ganz offenkundig Tempo und das Demonstrieren seiner – zugegeben – fein entwickelten Spieltechnik. Aber um sie vorzuführen, dafür hätte auch der abschließende „Zapateado“ von Rodrigo genug Material bereitgestellt und auch die Passacaglia, die dazu noch Ausblicke in andere musikalische Welten erlaubt.

Auch drei Stücke hat Sérgio Assad hinzugesteuert, drei Stücke, die Virtuosität verlangen … aber anders! Sérgios „Divertimento“ spielt eher mit Klängen, als mit sportiven Aktionen. Zwischendurch swingt es brasilianisch, wird’s lyrisch, träumerisch und dann: „Preludio e toccatina“ beendet das Stück mit einer stürmischen Stretta … ganz nach dem Geschmack des gern jugendlich bravourös spielenden Interpreten.

COEUR Airs de Cour FrancaisCŒUR – Airs de Cour Français de la Fin du XVIe Siècle
Le Poème Harmonique, Vincent Dumestre
Werke von Girard de Beaulieu (ca. 1540–1590), Pierre Guédron (ca. 1565–1620) Jean Boyer (vor 1600–1648) u.a.
Aufgenommen im Februar und Juni 2015, erschienen 2016
ALPHA 213, im Vertrieb von
Note-1
… alles in immer gleicher Ausgewogenheit und Balance …

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Die Werke, die man auf dieser CD hören kann, sind ausnahmslos zwischen 1570 und 1600 entstanden, der Zeit des sich breitmachenden Humanismus. In England waren das Lautenspiel und lautenbegleitete Airs (oder Ayres) binnen kurzer Zeit so populär geworden, dass beispielsweise John Dowland (1563–1626) sein „First booke of songes or ayres“ von 1597 gleich viermal nachdrucken lassen musste. In Frankreich wurde der Air de Cour populär[!], der eigentlich nur dem Namen nach an Höfen gepflegt wurde, sonst aber auch höchst weltliche und bourgeoise Geschmäcker bediente. Volkslieder, Trinklieder gar, Liebeslieder und Vaudevilles … im Air de Cour sind viele volkstümliche Musikstile zusammengeflossen, mit Ergebnissen auch, die eher als derb oder grob durchgehen wie der anonyme Air „Allons Vieille Imperfaite“, von dem hier nur eine von fünf Strophen wiedergegeben wird:

Allons vieille imperfaite, Vieille il vous faut sortir,
Vous estes si infecte qu’on ne vous peut sentir,
Sortez à la pareille, videz ceste maison,
Branlez le fesson la vieille, branlez le fesson.

Elizabethan Pavans Timofeyev CDOleg Timofeyev, lute: Elizabethan Pavans
Werke von Alfonso Ferrabosco, Peter Philips, Dowland, Daniel Bacheler u.a.

Aufgenommen Mai–Juni 2014, erschienen 2016
Laute: Ray Nurse, 1984, nach Hans Frei
BRILLIANT 95236
… mehr Le—ga—to wagen! …

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Oleg Timofeyev hat das beträchtliche Repertoire an englischer Lautenmusik reduziert auf eine Tanzform, die Pavane. Keine Fantasie, keine Galliarde, keine Allemande, keine Courante … nur Pavanen hat er für seine neueste CD ausgewählt.

Die Pavane war ein im 16. und frühen 17. Jahrhundert populärer höfischer Tanz, dessen Ursprung man beinahe sicher als italienisch annehmen kann. Die ältesten überlieferten Beispiele für die Tanzform finden sich in der Lautentabulatur „Intabulatura de Lauto“ von Joan Ambrosio Dalza, erschienen 1508 beim ersten Musikverleger der Geschichte, dem Venezianer Ottaviano Petrucci. In italienischer Lautentabulatur stehen dort fünf „pavane alla venetiana“ und vier „pavane alla ferrarese“, also fünf Venetianische Pavanen und vier auf Ferrareser Art. Eigentlich steckt aber in den Wörtern Pavana und Paduana – so wurde der Tanz auch genannt – der Name der Stadt Padua, was Historiker in ihrer Annahme bestärkt hat, der Tanz stamme ursprünglich von dort. Wo genau die Pavane zum ersten Mal erklungen ist, werden wir nicht ergründen können, dass sie aber aus Italien stammt, gilt als bewiesen.

Stephan Schmidt Singen haelt jungStephan Schmidt: Singen hält jung: 100 Volkslieder und Schlager
Volkslieder und Schlager mit Melodie und Akkordbezifferung. Vorschläge für Zupf- und Schlagmuster, alle Textstrophen mit Akkordbuchstaben
Manching 2016, Dux-Verlag, D 859, ISMN 979-0-50017-427-1, € 22,80 Buch bei Amazon bestellen?

Dass.: Textbuch
Manching 2016, Dux-Verlag, D 857, ISMN 979-0-50017-390-8, € 16,80 Buch bei Amazon bestellen?

Dass.: CD
Manching 2016, Dux-Verlag, D 859, ISMN 979-0-50017-479-0, € 19,80 [Nicht bei Amazon erhältlich]

Wir kennen sie alle, die bisher vier Bände von „Das Ding“. Jetzt ist im gleichen Verlag das Gebinde „Singen hält jung“ herausgekommen mit dem üblichen Band „Singstimme, Text, Gitarrenakkorde“, einem Band mit Texten und einer CD. Das Motto heißt jetzt, ein paar Tage nach dem Tod von Walter Scheel: „Hoch auf dem gelben Wagen“! Gesungen werden Volkslieder und auch ein paar Schlager aus alten Zeiten: Darunter zum Beispiel „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ (Lüge übrigens!).

Der Inhalt (nach Kategorien): Morgen und Abend: Auf, auf zum fröhlichen Jagen; Auf, du junger Wandersmann; Im Frühtau zu Berge; Jeden Morgen geht die Sonne auf; Guten Abend, gut’ Nacht; Kein schöner Land; Ade zur guten Nacht; Guter Mond, du gehst so stille; Die Blümelein, sie schlafen; Weißt du, wie viel Sternlein stehen

Vindenes opus 15 CDNjål Vindenes, Guitar‘
opus 15: Sonatas and Variations for Guitar by Mauro Giuliani and Fernando Sor
Aufgenommen im Juni 2015, erschienen 2016
Gitarre: Egil Haugland
Eigenproduktion OI02
… spielt Sor und Giuliani mit dem Respekt, der ihnen und ihren Werken gebührt …

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Ein originelles Programm! Alles dreht sich um „Opus 15“ – einmal bei Giuliani und dreimal bei Fernando Sor.

Dreimal bei Sor? Bei Sor tragen gleich drei Opera die Nummer „15“, das bekannteste oder am häufigsten gespielte davon ist wohl seine „Sonata seconda pour la guitare“, die hilfsweise „op. 15(b)“ genannt worden ist. Mit op. 15(a) sind „Les Folies d’Espagne, variées, et un Menuet“ nummeriert, 15(c) steht über „Thème Varié“, erschienen bei Meissonier mit der Plattennummer 219.

Wie es dazu gekommen ist, dass die Werkzahl „15“ dreimal vergeben worden ist, kann man nur vermuten. Brian Jeffery schreibt zu 15(c) „The opus number 15 is given to this work in a Meissonnier catalogue, although it does not appear in the music itself. For convenience, it may be called op. 15(c). The number ‚op. 15(c)‘ has been given in at least one modern edition to the March from Cendrillon arranged for guitar, but there is no documentary authority for this, although copies of the march are known which are printed together with Folies d’Espagne or the Thème Varié.“ Moser (Fernando Sor: Versuch einer Autobiographie und gitarristische Schriften, Köln 1984, Gitarre & Laute Vlg.) hat sich in seinem Werkeverzeichnis völlig an Jeffery orientiert, allerdings nicht der präzisierten Nummerierung („a–c“) angeschlossen. Später hat er das in einer im Selbstverlag herausgekommenen und mit einem neuen Titel versehenen Neuausgabe des Buches (Ich, Fernando Sor [!], Lyon 2005) halbherzig korrigiert und unversehens eine eigene, aber keineswegs überzeugende Nummernfolge eingeführt (15[a]–15–[15]c).

Lislevand Rolf La MasceradeRolf Lislevand (Barockgitarre und Theorbe)
„La Mascarade“
Werke von Robert de Visée und Francesco Corbetta
Aufgenommen im April 2012, erschienen 2016
ECM New Series 2288, im Vertrieb von Universal Music/Deutsche Grammophon
… „La Mascarade“ ist ein royales Vergnügen, das auch Sie sich gönnen sollten! …

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Robert de Visée (ca. 1655–1732/3) und Francesco Corbetta (ca. 1615–1681) haben sich gekannt, das wissen wir. Mehr noch: Der eine, de Visée, hat bei dem anderen seine musikalische Ausbildung erhalten und ist später sein Nachfolger als Spieler von Gitarre und Theorbe am Hof des Sonnenkönigs Ludwig XIV. geworden. Die beiden Zupfinstrumente gehörten zur höfischen Musik und wurden, je nach Verwendungsort und -zeit, eingesetzt.

Der Italiener Corbetta, war 1656 nach Paris gekommen, wo er als Francisque Corbette bekannt wurde. Er galt als einer der besten und berühmtesten Gitarristen seiner Zeit und veröffentlichte fünf Tabulaturbücher mit Kompositionen … die berühmtesten davon waren die beiden unterschiedlichen Auflagen von „La Guitarre Royalle“ von 1671 und 1674.

Über Robert de Visée muss hier niemand aufgeklärt werden, er war eine Berühmtheit … und ist es immer noch. Die eine oder andere Stückfolge aus seinem Œuvre für Gitarre wurde in neuer Zeit schon gespielt, als noch niemand daran dachte, sich mit der fünfchörigen Barockgitarre zu beschäftigen. Mit einer „Suite d-Moll“ von Robert de Visée reiste Andrés Segovia um die Welt … mit dem Erfolg, dass tout Paris sie in der Folge spielte und zahlreiche Gitarristen sich gemüßigt sahen, Neuausgaben dieses Werkes herauszugeben – für moderne Gitarre natürlich, ob es nun passte oder nicht – und mit den üblichen Eigenmächtigkeiten, für die sich Herausgeber damals einen Namen machten.

Alirio Zaceck

Foto oben: Alirio Díaz am 31. März 2006 im Garten seines Hauses in Carora. Foto: © by Brigitte Zaczek, Wien

Alirio Díaz (geboren am 12. November 1923 in La Candelaria/Venezuela) ist am 5. Juli 2016 in Rom gestorben. Mit ihm ist einer der letzten Vertreter der Generation Gitarristen um Andrés Segovia von der Bühne abgetreten, ein Musiker, der als kultureller Botschafter seines Heimatlands die ganze Welt bereist hat und der zuhause, in Venezuela, seit vielen Jahren als kulturelles Denkmal geehrt und bewundert wurde.

Ponce Volume 4 CDManuel Maria Ponce, Guitar Music Vol. 1
24 Preludes, Estrellita, Scherzino Mexicano, Canción, Vespertina, Matinal
Adam Holzman, Gitarre
Aufgenommen im Januar 1996, erschienen 1998
NAXOS 8.553832
… virtuos und außerordentlich klangbewusst …


Vol. 2 Suite in D major, Suite in A minor
Adam Holzman, Guitar, Stephanie Martin, Harpsichord
Aufgenommen im Juli 1997, erschienen 1999
NAXOS 8.554199
… Meister seines Fachs …

 

Vol. 3 Four Guitar Sonatas
Aleksandr Tsiboulski, Gitarre
Aufgenommen im April 2014, erschienen 2015
Gitarren: Sakurai, Tokyo und Paulino Barnabé, Madrid
NAXOS 8.573284‘
… er strahlt ein musikalisches Charisma aus, das durchaus an Holzman erinnert …

Vol. 4 Sonatina Meridional, Thème Varié et Finale (Versions 1 and 2)
Judicaël Perroy, Gitarre
Aufgenommen im Oktober 2014, erschienen 2016
Gitarre: G. Smallman, Australien
NAXOS 573285
… eher der Draufgänger …


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Ponce Volume 1 CDDass Manuel Maria Ponce (1882–1948) zu den Komponisten gehört hat, die viel für Gitarre geschrieben haben ohne das Instrument selbst zu beherrschen, muss man, nein,  darf man nicht mehr erwähnen! Schließlich war er Komponist und nicht Gitarrist, der sich zum Komponieren berufen fühlte. „Komponisten“ dieser Art hat es viele gegeben und immer wieder hört man von neue Vertretern dieser oft zweifelhaften Zunft.

Ponce gehörte einer anderen Liga an. Er war auch keiner, der nur durch seine Bekanntschaft mit einem berühmten Interpreten bekannt geworden und geblieben ist … mit Andrés Segovia in diesem Fall, dem Ponce fast alle seine Gitarrenstücke gewidmet und der sie in Zusammenarbeit mit seinem Verleger (B. Schott’s Söhne, Mainz) auch bestellt und vermutlich bezahlt hat. Manuel Maria Ponce war nicht nur wegen seiner Gitarrenmusik berühmt. Er hat bändeweise Lieder geschrieben, die wegen ihrer romantischen Grundhaltung populär waren; eine Reihe großer Orchesterwerke mit mexikanischem Kolorit, darunter ein Konzert für Gitarre und Orchester; Klavierwerke … na ja, was ein Komponist halt so komponiert! Keine Opern allerdings, keine anderen Bühnenwerke und keine kirchenmusikalischen Großwerke.

Gardel AusgabeCarlos Gardel für Gitarre
bearbeitet von Dietmar Kreš
Wien 2015, Doblinger 35 955
ISMN 979-0-012-30387-2, € 13,95

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Carlos Gardel (1890–1935) als Tangokönig zu feiern, hieße, Eulen nach Athen oder den Karneval nach Köln zu tragen. Er, Gardel, war in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts der Tango schlechthin. Er verkörperte den in Europa gelegentlich als schlüpfrig verpönten Tanz wie kein anderer, er war – na ja! – der Tangokönig seiner Zeit!

Noch vor ein paar Jahren und vielleicht heute noch schwärmt man in Buenos Aires: „Carlos Gardel ist wunderbar, er singt von Jahr zu Jahr besser“ … nur ist der legendäre Tangosänger schon seit über sechzig Jahren tot. Seine Platten werden allerdings von Jahr zu Jahr auf technisch immer ausgereiftere Art neu herausgegeben. Also: Carlos Gardel lebt! Sicher ist er auch mindestens mitverantwortlich dafür, dass der Tango als „Tango argentino“ in die Musikgeschichte eingegangen ist … dabei liegen die Häfen von Buenos Aires und Montevideo auf zwei Seiten desselben Flusstrichters der Flüsse Paraná und Uruguay, genannt Rio de la Plata oder „Silberfluss“. Die Schiffe also, mit denen die Desperados aus Europa ankamen, um in der Neuen Welt ihr Glück zu suchen und die schließlich in den Kneipen und Bordellen der Hafenstädte Trost fanden, konnten ebenso in Montevideo wie in Buenos Aires Station machen … den Tango nennen die Musik-Ethnologen heute auch nicht mehr „Tango argentino“, sie nennen ihn „Tango rioplatense“ … und sind damit nicht nur „politisch korrekter“, sondern irgendwie „gerechter“. Schließlich ist der Tanz das Produkt dessen, was wir heute als Integration bezeichnen.