Giuliani pop

Bach Harpsichord Concertos for Mand CDJohann Sebastian Bach: Harpsichord Concertos transcribed for Mandolin
Original transcriptions for mandolin by Davide Ferella
World Première Recording
Davide Ferella, Mandolin; Dorina Frati, Mandolin II (BWV 1060)
Ensemble Profili Barocchi
Aufgenommen im Januar 2017, erschienen ℗ 2018
DYNAMIC CDS 7821, im Vertrieb von NAXOS
… ein ziemlich blasses Konzert,…

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Was ist eine „original transcription“? Oder ist der Terminus eine „contradictio in adiecto“, ein „Widerspruch in der Beifügung“ … wie Fachwissenschaftler die rhetorische Figur wortgewandt nennen könnten? Kurz: Kann ein und dasselbe musikalische Werk ein Original und gleichzeitig eine Transkription sein?

Kann es natürlich nicht! Die einleitende Frage ist zudem noch schwieriger zu beantworten, wenn man in Betracht zieht, dass als Vorlagen die Cembalokonzerte von Johann Sebastian Bach verwendet worden sind und die selbst schon Transkriptionen waren und sind. Gut, Bach hat eigene Kompositionen uminstrumentiert und das Ergebnis sind Stücke, die vielleicht als „transcriptions light“ durchgehen mögen – aber es sind Transkriptionen!
Fatalerweise wissen wir nicht, für welche Besetzungen deren Vorlagen konzipiert und komponiert waren. Auch Partituren oder Abschriften liegen nicht vor. Danilo Prefumo meint im Booklet: „Although we have no way of knowing for what instruments Bach wrote his works and scholars are not always in agreement, the violin, the oboe and perhaps also the oboe d’amore are thought to be the most probable.“ [S. 7] Sicher können wir mindestens sagen, dass die Konzerte, die Davide Ferella uns präsentiert, keinesfalls im Original für Mandoline geschrieben worden sind – das Instrument hat es durchaus schon gegeben, aber es war Johann Sebastian Bach vermutlich unbekannt.

Darüber, ob Musiker unserer Zeit ältere Werke für ihr jeweiliges Instrument transkribieren „dürfen“, wird seit etlichen Jahren nicht mehr diskutiert – mindestens sind die Streitereien deutlich leiser geworden. Gleichzeitig liest man apologetische Anmerkungen, die das Übertragen von Stücken von einem Instrument auf ein anderes verteidigen, auch seltener. Früher wurde gern Johann Sebastian Bach herangezogen, der gelegentlich Werke bei Kollegen ausgeliehen und transkribiert hatte. „As a matter of fact, Bach was a great transcriber and arranger of his own works and of the works of other composers, and his catalogue eloquently demonstrates this. [Prefumo, S.7]. Man las dann gern als Rechtfertigung für das eigene Transkribieren fremder Kompositionen, Bach habe das schließlich auch gemacht. Der Thomaskantor hat dabei oft – diese Bemerkung erlaubt sich der Rezensent! – nicht einmal den Leihgeber genannt.
Man kann nicht behaupten, die Konzerte hätten durch ihre Transkription für Mandoline an Qualität verloren, keineswegs! Im Gegenteil wirkt der spritzige Ton der Mandoline frisch, jugendlich und „italienisch“. Und doch! Weder das Quartett (oder Orchester) Profili Barocchi überzeugt durch barocke Klangpracht oder kammermusikalische Spielfreude, noch Davide Ferella, der Solist. Schade! Es ist ein ziemlich blasses Konzert, das wir hören, ein unengagiertes und nicht einmal präzises. Und das gilt für die beiden Mandolinisten wie auch die Streicher.