Konzert im Rahmen des Mosel Musikfestivals 2013: Noche Española, 9. August 2013, Cochem: Pfarrkirche St. Martin
Amadeus Guitar Duo (Dale Kavanagh/Thomas Kirchhoff); Duo Gruber & Maklar (Christian Gruber/Peter Maklar); Tobias Aehlig, Orgel
Werke von Gerald Garcia, Mario Gangi, Joaquín Rodrigo, Bert Matter, Isaac Albéniz
Cochem ist eine Touristenstadt mit nicht mehr als 6000 Einwohnern – dafür aber einer halben Million Übernachtungen pro Jahr und zweieinhalb Millionen Tagesbesuchern aus aller Herren Länder. Die kommen wegen des Weins, wegen der Reichsburg … und, weil Cochem so romantisch ist.
[Fotos: oben Dale Kavanagh und Thomas Kirchhoff; unten: Christian Gruber und Peter Maklar. © 2013 by Dorothea Päffgen]
Um weitere Gäste in die Moselregion zu locken, gründete Hermann Lewen 1985 die Mosel Festwochen, die alle zwei Jahre zur „kulturtouristischen Belebung der Moselregion“ stattfinden sollten. Sie wurden einige Jahre später Teil des „Kultursommers Rheinland-Pfalz“, fanden ab sofort jährlich statt und zwar an immer mehr kulturhistorisch bedeutenden und interessanten Orten der Region. 2013 ist das „Mosel Musikfestival“, so heißt die Veranstaltungsreihe heute, auf knapp 60 Konzerte an 30 Spielorten angewachsen. Konzerte aller Couleur mit international bekannten Künstlern werden zwischen Anfang Juli und Ende September geboten … bzw., wenn man genau ist, gibt es 2013, am 22. Dezember, noch eine Art Saison-Abschlusskonzert in der Trierer Liebfrauen-Basilika. Festlicher Barock zum 4. Advent, geboten von Concerto Köln, Margret Köll, Harfe und Anna Torge, Mandoline.
Am 9. August konnte man in der Pfarrkirche St. Martin in Cochem Zeuge gleich zweier spannender musikalischer Experimente werden. Erstens wurde ein Gitarrenquartett durch zwei Gitarrenduos substituiert (2x2=4). Das war durch die teilnehmenden Künstler bereits erprobt und ging gut. Sehr gut, sogar! Gleichzeitig sollte ein Orchester, wo es denn gefordert wurde, durch eine Kirchenorgel ersetzt werden – und das ging überhaupt nicht!
Zunächst die Werke ohne Orchester resp. Orgel: Das Amadeus-Duo spielte „Andalusa“ und „Sevillana“ von Mario Gangi (1923—2010), einem italienischen, aber offenbar unsterblich in Spanisches verliebten Gitarristen und Komponisten. Er hat geschrieben wie Albéniz – nur nicht so gut! Die Stücke in dem Konzert am 9. August waren aus seiner „Suite spagnola“.
Gruber & Maklar haben „Córdoba“ und „Cataluña“ gespielt … von Isaac Albéniz, dem Komponisten der eigentlichen „Suite Española“. Sie haben die Stücke nicht nur makellos, sondern auch klangsinnlich präsentiert, wie man es von diesem Duo kennt. Und sie hatten sogar gegen den üppigen Hall, den die Pfarrkirche St. Martin in Cochem nun mal hat, ein Mittelchen und das hieß „synchron spielen!“.
Mit Orgel: Dale Kavanagh spielte den langsamen Satz (Adagio) aus dem „Concierto de Aranjuez“. Dieses Konzert auf seinen freilich berühmtesten Satz zu reduzieren, ist populistisch, gut, aber das wird oft auf Samplern gemacht … besonders von großen Labels, die aus dem Vollen schöpfen, was Aufnahmen und Künstler angeht. Aber hier?
Gut, der ziemlich spanische erste Satz wäre vermutlich mit Orgel völlig aus dem Ruder gelaufen … aber das ist das Adagio auch, wenn man ehrlich ist! Nicht nur das Englischhorn, das das berühmteste Wechseltonmotiv, das jemals komponiert worden ist, einführt, fehlt! Die klangliche Vielfalt, die ein Orchester bereithält, auch! Die Klangfülle zwischen zartestem Streicherklang im Adagio und stolzem Trompetenmotiv (im dritten Satz Aranjuez zum Beispiel) sind nun mal so und nicht anders vom Komponisten gewollt und notiert worden. Nicht einmal die „Königin der Instrumente“, wie die Orgel oft genannt wird, hält die Klangfarben bereit, die ein Orchester bietet.
Zum Abschluss des Konzerts wurde noch das „Concierto Andaluz“ von Joaquín Rodrigo gegeben – auch mit Orgel natürlich! Das Amadeus Guitar Duo und das Duo Gruber & Maklar waren die Solisten, der mehr als bemerkenswerte Tobias Aehlig der Organist … der allerdings auch hier auf verlorenem Posten stand. Die Orgel ist für Musik dieser Art, die von ebenso schlichten wie leichten mediterranen Tänzen geprägt ist, das falsche Instrument! Das Konzert selbst hat, nebenbei bemerkt, Längen und gehört nicht zu Rodrigos Meisterwerken.
Tobias Aehlig hat „zwischendurch“ eine „Fantaisie sur »Une jeune fillette«“ von Bert Matter (*1937) gespielt, Gedanken und Metamorphosen über ein Volkslied, das schon Dowland verwendet hat. Natürlich hat er die Orgel an sich und die der Pfarrkirche St. Martin in Cochem in bestem Licht dargestellt. Alles gut!