Giuliani pop

Telemandolin Alon Sariel CDTelemandolin
Alon Sariel, Mandoline; Concerto Foscari
Werke von Telemann, Carl Philipp Emanuel Bach, Carl Friedrich Abel, Johann Friedrich Fasch
Aufgenommen im November 2016, erschienen 2017
Mandoline: Arik Kerman, Tel Aviv; Erzlaute: Marcus Wesche, Trier; Barockgitarre: Dieter Hense nach Antonio Stradivari
Berlin-Classics 0300934BC, im Vertrieb von Edel Classics
… ein zartes, höchst sensibles musikalisches Werkzeug …

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Alon Sariel ist Gründer und heute Leiter des Ensembles Concerto Foscari, das sich speziell um Musik des 17. und 18. Jahrhunderts bemüht … bzw. um Menschen, die als Zuhörer keine oder wenig Erfahrung mit Barockmusik haben: Kinder und Jugendliche zum Beispiel, die Zuhörerschaft von morgen! Das ist ebenso vorsorglich, wie es vergnüglich ist, denn jeder Musiker und jede Musikerin weiß, wie unvoreingenommen positiv junge Menschen an Musik herangehen, die für sie neu ist.

Das Ensemble Concerto Foscari ist für die neue Aufnahme besetzt mit Streichquartett, Taille (französischer Name der Barockoboe), Violone und Cembalo – dazu natürlich Alon Sariel als Solist (Mandoline, Erzlaute, Barockgitarre) und künstlerischer Leiter.

 

Georg Philipp Telemann (1681–1767) ist vor 250 Jahren gestorben und hat daher der CD den Namen gegeben – dabei hat er nicht ein einziges Stück für Mandoline geschrieben … mindestens ist keines bekannt und überliefert. Nun spielt Alon Sariel auch nicht durchgehend Mandoline – wie die Musik seiner CD auch nicht ausnahmslos von Telemann stammt.

Eine Telemann-Fantasie spielt er auf der Erzlaute, ebenso ein Konzert von Johann Friedrich Fasch (1688–1758), das tatsächlich für Laute geschrieben und auch schon in einer Neuausgabe vorliegt und ein paarmal aufgenommen worden ist. Dazu kommen ein paar Stücke, für die Alon tatsächlich eine Mandoline als Soloinstrument besetzt hat, eine „High-Tech-Mandoline“ von Arik Kerman, wie er sie selbst nennt, weil sie „nichts von der traditionellen Bauweise hat“. Es handelt sich um ein Instrument mit solistischen Qualitäten, ist hier aber zusammen mit einem Orchester besetzt, dass sich der historisch orientierten Aufführungspraxis verpflichtet fühlt. „Kein Widerspruch“, meint Alon Sariel! „Bei Vivaldi hätte ich ohne Frage ein originales kleines Instrument verwendet: In seinem Konzert für Solo-Mandoline und Orchester steht bei den Streichern „con tutti li violini pizzicati“ alle sollen zupfen. Solo und Ensemble sind also klanglich genau aufeinander abgestimmt. Bei Telemanns Konzert fis-Moll kommt man aber mit solch einer historischen Mandoline einfach nicht durch.“ [S. 9] Auch, wenn diese Erklärung nicht unbedingt zwingend für die High-Tech-Mandoline spricht, das Mandolin Concerto TWV 51 von Telemann ist ein Vergnügen – vielleicht nicht aus Sicht der Aufführungspraktik, aber doch aus der von Zuhörern, die der Mandoline nicht ablehnend gegenüberstehen.

Man höre in diesem Zusammenhang bitte den Satz „Rossignol“ (Nachtigall) aus der Suite „La Bizarre“ von Telemann, die eine besondere musikalische Kostbarkeit ist, eine virtuose auf der einen und eine klangspielerische auf der anderen Seite. Da ist die Mandoline kein „blechern klingendes Instrument“, wie man so oft hört, das für Nichts anderes als für italienische Klangfarben – möglichst in Musiken für zweifelhafte Hollywood-Filme – zu gebrauchen ist. Da ist sie ein zartes, höchst sensibles musikalisches Werkzeug, das den Gesang einer Nachtigall nachahmt, wie es schon Francesco da Milano, der wegen sein Spielkunst als „il divino“ betitelt worden ist, getan hat. Aber Francesco hat die Laute seiner Zeit verwendet, und mit der war die Mandoline in hohem Grade verwandt … wie wir wissen!

Es ist, das muss ich zugeben, ein Segen, dass die Mandoline aus der Klangwelt der Zupforchester langsam wieder herauswächst und häufiger in ihrer eigentlichen musikalischen Umgebung zu hören ist. Außerdem: Alon Sariel hat eine sehr glückliche Hand bei der Auswahl des Repertoires bewiesen. Es gibt halt doch mehr, als das halbe Dutzend Stücke von Vivaldi. „Telemandolin“ jedenfalls sei jedem empfohlen!