Oleg Timofeyev, lute: Elizabethan Pavans
Werke von Alfonso Ferrabosco, Peter Philips, Dowland, Daniel Bacheler u.a.
Aufgenommen Mai–Juni 2014, erschienen 2016
Laute: Ray Nurse, 1984, nach Hans Frei
BRILLIANT 95236
… mehr Le—ga—to wagen! …
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Oleg Timofeyev hat das beträchtliche Repertoire an englischer Lautenmusik reduziert auf eine Tanzform, die Pavane. Keine Fantasie, keine Galliarde, keine Allemande, keine Courante … nur Pavanen hat er für seine neueste CD ausgewählt.
Die Pavane war ein im 16. und frühen 17. Jahrhundert populärer höfischer Tanz, dessen Ursprung man beinahe sicher als italienisch annehmen kann. Die ältesten überlieferten Beispiele für die Tanzform finden sich in der Lautentabulatur „Intabulatura de Lauto“ von Joan Ambrosio Dalza, erschienen 1508 beim ersten Musikverleger der Geschichte, dem Venezianer Ottaviano Petrucci. In italienischer Lautentabulatur stehen dort fünf „pavane alla venetiana“ und vier „pavane alla ferrarese“, also fünf Venetianische Pavanen und vier auf Ferrareser Art. Eigentlich steckt aber in den Wörtern Pavana und Paduana – so wurde der Tanz auch genannt – der Name der Stadt Padua, was Historiker in ihrer Annahme bestärkt hat, der Tanz stamme ursprünglich von dort. Wo genau die Pavane zum ersten Mal erklungen ist, werden wir nicht ergründen können, dass sie aber aus Italien stammt, gilt als bewiesen.
Die Pavane verlor im Barock schnell an Bedeutung, nachdem sie das ganze 16. Jahrhundert über in Mode gewesen war. Erinnern sollte man vielleicht an die Pavanen bei Luis Milan und dann an die große Zeit des Tanzes bei den englischen Virginalisten und Lautenisten und bei William Byrd und Thomas Morley.
Oleg Timofeyevs Lautenspiel fehlt es an Leichtigkeit und tänzerischer Eleganz, wenn man es mit dem von Paul O'Dette oder beispielsweise Nigel North vergleicht. Virtuose Einlagen sind offenbar nicht sein Ding, dabei sind gerade in der englischer Lautenmusik „divisions“, Umspielungen und Paraphrasen, stilprägend. Aber Oleg ist eher der geradeaus spielende, dem ursprünglichen Text verpflichtete Musiker und nicht der, der träumt und fabuliert und dabei vom Hölzchen aufs Stöckchen kommt. Ich würde ihm etwas mehr Nonchalance wünschen, hie und da auch den Mut, aus seinem kurzatmigen Spiel auszubrechen und mehr Le—ga—to zu wagen.