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François de Fossa (1775–1849): Solo Works for Guitar
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- Geschrieben von Markus Grohen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
François de Fossa (1775–1849): Solo Works for Guitar
Runar Kjeldsberg, Romantic Guitar
Aufnahmedaten: nicht bekannt
Gitarren: René Lacôte (ca. 1820) und Gennaro Fabricatore (1830)
Vol. 1: Four Fantasias; CD; ℗ 2014; EMK 021
Vol. 2: Opus. 6; Opus 15; 2 CDs; ℗ 2016; EMK 024
Vol. 3: Inspirations; 2 CDs; ℗ 2017; EMK 029
Alle im Vertrieb von http://www.musikkoperatørene.com
… eine spektakuläre Edition …
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Hans Ovesen, der die Titelgrafiken für die drei de Fossa-CDs angefertigt hat, ist uns hier schon bekannt. Maximilian Trapp hat im letzten Jahr eine CD mit dem Titel „Les Deux Amis“ besprochen und seine Rezension schloss mit diesen Worten: „Hans Ovesen, der Künstler und Gestalter, stellt sich im Internet als Architekt, Schriftsteller, Gitarrist und als Bildender Künstler vor und ich empfehle einen Blick in seine Homepage! Vielleicht liefern seine Zeichnungen, Gemälde oder serielle Grafiken Material für weitere CD- oder LP-Designs? Mir gefallen sie!“ Mir auch! Jetzt liegen drei weitere CD-Editionen vor, deren Coverbilder unverkennbar auch von Hans Ovesen stammen. Diesmal sind nicht Fernando Sor und Dionisio Aguado dargestellt, diesmal ist es François de Fossa (1775–1849), dessen Solowerke für Gitarre auf den insgesamt fünf CDs zum Teil erstmalig eingespielt sind.
Runar Kjeldsberg ist Norweger und Empfänger des renommierten Förderpreises der Staatlichen Norwegischen Kunststiftung. Seine künstlerischen Examina hat er in Maastricht abgelegt, ebenso in Strasbourg, Orléans und Kristiansand, seine Lehrer waren Carlo Marchione, Alexis Muzurakis und Gerard Abiton.
François de Fossa: Seit Jahren arbeiten Musiker und Wissenschaftler daran, sein musikalisches Œuvre wiederzuentdecken oder – sagen wir – aufzubereiten. Besonders Matanya Ophee und Erik Stenstadvold sind zu nennen, wenn es um die Neuausgaben von de Fossas Werken geht.
François de Fossa war so etwas wie ein „Amateur“, was die Musik anging … wenn solche Klassifizierungen auf künstlerische Tätigkeiten überhaupt anwendbar und/oder sinnvoll sind. Sie passen eher zu den Gepflogenheiten von Handwerkern und Gilden, die schon im Mittelalter die Zahl ihrer Mitbewerber möglichst überschaubar und die Qualität der angebotenen Arbeit verlässlich beschreibbar halten wollten. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft, trotzdem verdient man als alleiniger Platzhirsch mehr.
„Hauptberuflich“ war François de Fossa alles andere als Künstler – er war Soldat … und zwar auf beiden Seiten der zu seiner Zeit ausgetragenen Konflikte. Er verdingte sich nämlich für Freund und Feind, mal für Frankreich, mal für Spanien. Und abgesehen vom Schlachtengetümmel: François de Fossa verdiente sich als Komponist, ausübender Musik und Musiklehrer ein Zubrot – so viel zum Thema „Amateur“.
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Martin Böttcher in memoriam (17.06.1927–20.04.2019)
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- Geschrieben von Redaktion
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Claus Boesser-Ferrari & Adax Dörsam
The Winnetou Tapes – A Tribute to Martin Böttcher
Aufgenommen im September 2017, erschienen ℗ 2018
Gitarren: Gibson 347; Kallenbach Acoustics
Acoustic Music GmbH & Co KG 4013429115848
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Am 20. April 2019 ist Martin Böttcher (geboren am 17. Juni 1927 in Berlin) in Westerrönfeld gestorben. Er war Filmkomponist, Dirigent und Arrangeur und wir alle haben ihn gekannt! Vielleicht nicht persönlich oder auch nur namentlich – aber jeder, der einmal einen Karl-May-Film gesehen hat, kennt seine Musik und … er wird sie niemals vergessen! Sie wird für ihn immer mit dem Gesicht von Pierre Brice als Winnetou oder Lex Barker als Old Shatterhand verbunden bleiben. Jetzt ist er gestorben, im Alter von 91 Jahren!
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Legendary Treasures: Ida Presti & Alexandre Lagoya
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- Geschrieben von Katja Schneider
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Legendary Treasures: Ida Presti & Alexandre Lagoya
CBC Radio-Canada International Service
CBC RM 77, recorded July 21, 1962
Werke von Lauffensteiner, Daniel-Lesur, Vivaldi
CBC RM 104, recorded July 20, 1963 Sor, Händel, Albéniz
French Broadcasting System Nº 628, recorded June 1963
Improvisation Nº 12 von Francis Poulenc
Aufgenommen 1962 und 1963
Gitarren: nicht angegeben
DOREMI DHR-8059, 2018, im Vertrieb von NAXOS
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Die Aufnahmen für diese CD sind mehr als fünfzig Jahre alt. Es handelt sich um live-Aufnahmen, die von der kanadischen Radiogesellschaft CBC (Canadian Broadcasting Corporation, Radio Canada) und schließlich von Radio France produziert wurden, allerdings nie auf Schallplatten oder CDs in den Verkauf gelangt sind. Erst jetzt sind sie im Rahmen einer Dokumentation auf CD erschienen, die neben den Live-Aufnahmen, angefertigt während der Konzerte für Jeunesses Musicales du Canada im Mount Orford Arts Center in Magog, Québec, auch die Ansagetexte und informative Notizen von Jack Silver enthalten.
Über Ida Presti und Alexanre Lagoya etwas Positives zu äußern, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Sie waren ein Gitarrenduo besonderer Art, das wichtigste und einflussreichste Ensemble seiner Art der Jahre nach 1945 wahrscheinlich!
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Imaginario – De un Libro de Música de Vihuela
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Imaginario: De un Libro de Musica de Vihuela
Armonía Concertada – Maria Cristina Kiehr (Sopran), Ariel Abramovich (Vihuela), Jacob Heringman (Vihuela), John Potter (Tenor)
Werke von Juan Vasquez, Giulio Segni da Modena u.a.
Aufgenommen im November 2017, erschienen 2019
Vihuelas: Marcus Wesche, Bremen 2009; Martin Haycock, Chichester 2008 und 2016
OUTHERE MUSIC ARCANA A460, im Vertrieb von Note-1
… Vergnügen für alle Beteiligten …
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Musik für Vihuela wird seit bald hundert Jahren wieder geschätzt … nachdem sie fast vierhundert Jahre in Archiven, Bibliotheken oder privaten Sammlungen geschlummert hatte. Für die Trouvaillen interessierten sich Bibliophile oder Musikologen, ausübende Musiker erst viel später. Musik für Vihuela war in Tabulaturen überliefert, die zunächst als „Geheimschriften“ betrachtet worden sind, und erst „dekodiert“ werden mussten. Dass es sich bei Tabulaturen um Griffschriften handelt, bei denen nicht die Töne aufgeschrieben waren, die erklingen sollten, sondern die Stellen auf dem Griffbrett des jeweiligen Instruments, an denen man sie erzeugt – das wusste man. Dieses Wissen aber in praktisches Musizieren umzusetzen, dafür brauchte es noch etliche Jahre.
Laureate Series – Guitar Vojin Kocić
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Laureate Series – Guitar
Vojin Kocić – Winner 2017, Heinsberg International Guitar Competition
J.S. Bach – Pasieczny – Ponce – Regondi
Aufgenommen im April 2018, erschienen ℗2019
Gitarren: D. Perry, Winnipeg und Paulino Bernabe, Madrid
NAXOS 8.573906
… Die Heinsberger Jury hat eine gute Wahl getroffen! …
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Vojin Kocić wurde 1990 in Serbien geboren. Im Kindesalter hat er begonnen, Gitarre zu spielen, studiert hat er das Instrument dann bei Jovica Milošević und Darko Karajic, später bei Anders Miolin. Er hat zahlreiche internationale Wettbewerbe gewonnen, darunter den renommierten Michele Pittaluga Wettbewerb in Alessandria und – im Jahr 2017 – den Wettbewerb in Heinsberg, bei dem die Produktion einer Solo-CD für das Label NAXOS zu den Preisen gehört hat. Jetzt liegt sie vor, die Preis- und Debüt-CD von Vojin Kocić … die so gar nicht wie eine Debüt-CD wirkt.
Drei Großwerke des Repertoires für Gitarre sind eingespielt (die komplette, natürlich eigentlich für Violine solo geschriebene, Partita BWV 1004, „Introduction et Caprice“ op. 23 von Regondi und „Differencias sobre la folía de España y Fuga“ von Manuel María Ponce). Das hier weitgehend unbekannte Stück „Phosphenes (after Sylvius Leopold Weiss)“ von Marek Pasieczny schließt das Programm ab.
Bach: Harpsichord Concertos for Mandolin
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- Geschrieben von Peter Päffgen
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Johann Sebastian Bach: Harpsichord Concertos transcribed for Mandolin
Original transcriptions for mandolin by Davide Ferella
World Première Recording
Davide Ferella, Mandolin; Dorina Frati, Mandolin II (BWV 1060)
Ensemble Profili Barocchi
Aufgenommen im Januar 2017, erschienen ℗ 2018
DYNAMIC CDS 7821, im Vertrieb von NAXOS
… ein ziemlich blasses Konzert,…
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Was ist eine „original transcription“? Oder ist der Terminus eine „contradictio in adiecto“, ein „Widerspruch in der Beifügung“ … wie Fachwissenschaftler die rhetorische Figur wortgewandt nennen könnten? Kurz: Kann ein und dasselbe musikalische Werk ein Original und gleichzeitig eine Transkription sein?
Kann es natürlich nicht! Die einleitende Frage ist zudem noch schwieriger zu beantworten, wenn man in Betracht zieht, dass als Vorlagen die Cembalokonzerte von Johann Sebastian Bach verwendet worden sind und die selbst schon Transkriptionen waren und sind. Gut, Bach hat eigene Kompositionen uminstrumentiert und das Ergebnis sind Stücke, die vielleicht als „transcriptions light“ durchgehen mögen – aber es sind Transkriptionen!
Fatalerweise wissen wir nicht, für welche Besetzungen deren Vorlagen konzipiert und komponiert waren. Auch Partituren oder Abschriften liegen nicht vor. Danilo Prefumo meint im Booklet: „Although we have no way of knowing for what instruments Bach wrote his works and scholars are not always in agreement, the violin, the oboe and perhaps also the oboe d’amore are thought to be the most probable.“ [S. 7] Sicher können wir mindestens sagen, dass die Konzerte, die Davide Ferella uns präsentiert, keinesfalls im Original für Mandoline geschrieben worden sind – das Instrument hat es durchaus schon gegeben, aber es war Johann Sebastian Bach vermutlich unbekannt.
Luigi Moretti. Works for Solo Guitar
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Luigi Moretti. Works for Solo Guitar
Marcello Fantoni
Aufgenommen im März 2018, erschienen ℗ 2018
Word Premiere Recording
DYNAMIC CDS7828, im Vertrieb von NAXOS
… zweifellos mehr Aufmerksamkeit verdient …
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Luigi Moretti hat gelebt von 1774 bis ca. 1856 … davon geht Marcello Fantoni jedenfalls aus … oder Danilo Prefumo, der die textlichen Kommentare im CD-Booklet geschrieben hat? Tatsächlich wissen die beiden anerkennten Gitarrenkundler nur wenig über den Komponisten, obwohl sein Name, Moretti, uns etwas anderes zu verraten scheint. Er kommt uns irgendwie bekannt vor … vielleicht wegen Tobias Moretti, der uns mit einem Deutschen Schäferhund namens Rex bekannt gemacht hat?
Josef Zuth (Handbuch) wusste schon vor fast hundert Jahren einiges über eine Musikerfamilie Moretti. Er nimmt Bezug auf einen „spanischen Gitarrkomponisten“ namens Federico Moretti, der sich selbst „Dilettante“ genannt haben soll. Im folgenden nennt er einige Kompositionen dieses Moretti und ein Lehrwerk: „Principios para tocar la guitarra de seis ordenes“, erschienen in Madrid im Jahr 1799. In Neapel [sic!] ist dann eine italienische Übersetzung der Schule erschienen und zwar als Opus 1!
Mauro Giuliani: Guitar Solo and Chamber Music
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
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Mauro Giuliani: Guitar Solo and Chamber Music
Stefano Cardi, guitar; Enrico Casularo, flute; Laura Polimeno, voice & guitar; Andrea Orsi & Lorenzo Rubboli, guitars; Ilaria Mancino, voice
Aufnahmedaten unbekannt, erschienen ℗ 2019
Gitarren: Giuseppe Mazzinis Gitarre von Gennaro Fabricatore von 1821; Gitarre von Gennaro Fabricatore von 1802
BRILLIANT CLASSICS 95813
… weniger eitel …
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Eine üppige Werkzusammenstellung: 38 Takes (auf einer CD), rund eine Stunde Musik, diverse Besetzungen. Der Komponist: Mauro Giuliani. Stefano Cardi, der Solist, hat nicht die „großen“ Werke von Giuliani ausgewählt, er hat kleine Kompositionen zusammengestellt, kleine und gelegentlich volkstümliche Stücke, die bisher von niemandem – oder sagen wir besser: von wenigen Kollegen – aufgenommen worden sind … oder höchstens vielleicht in Sammlungen von Unterrichtsstücken.
Eine Person war neben den insgesamt sechs ausführenden Musikern am Zustandekommen der CD beteiligt: Giuseppe Mazzini (1805–1872). Mazzini war als Philosoph und als Vordenker des Risorgimento eine bekannte Persönlichkeit der italienischen patriotischen Bewegung, die eine Einigung der italienischen Teilstaaten herbeiführen wollte, einen italienischen Nationalstaat. Nach den Entscheidungen des Wiener Kongresses von 1814/1815 war die heute als Italien benannte Apenninhalbinsel in mehrere eigenstaatliche Regionen zerfallen – eine davon war der Kirchenstaat mit der Hauptstadt Rom. 1861 wurde das Königreich Italien als konstitutionelle Monarchie ausgerufen und damit die Ziele des Risorgimento erfüllt.
Giuseppe Mazzini liebte Musik und ganz besonders die Gitarre. Zwei Instrumente aus seinem Besitz befinden sich heute in öffentlichen Sammlungen, eines davon im Domus Mazziniana in Pisa, das andere im Museo del Risorgimento in Genua. Letztere Gitarre hat Gennaro Fabricatore 1821 gebaut. Sie ist bei den Aufnahmen für vorliegende CD verwendet worden.
Franz Schubert: A Sentimental Journey
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- Geschrieben von Markus Grohen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Franz Schubert: A Sentimental Journey
Duo Morat-Fergo, Romantic Viennese Guitars
Aufgenommen im Februar 2018, erschienen ℗ 2018
CHALLENGE RECORDS CC 72791
… mit sensationellem Erfolg …
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Klaviermusik von Franz Schubert wird nicht unbedingt von Gitarrenduos favorisiert, wenn es darum geht, Spielmaterial für die eigene instrumentale Besetzung auszusuchen und zu transkribieren. Nicht, dass Raoul Morat und Christian Fergo – sie bilden das Duo Morat-Fergo – die Ersten wären, die sich an die „Moments musicaux“ op. 94 oder an die „Valses sentimentales“ herangemacht hätten, keineswegs, aber häufig hört man sie nicht! Die einschlägigen Kataloge verzeichnen dazu unter „Schubert, Franz“ nur wenige erschienene Ausgaben. Erstaunlich eigentlich, denn die CD von Morat-Fergo beweist, dass sich die Klaviermusik von Schubert hervorragend für Bearbeitungen für Gitarre oder für zwei Gitarren eignet … und das hat übrigens auch Francisco Tárrega (1852–1909) schon erkannt. Schon er hat nämlich eine Handvoll kleinerer Kompositionen von Schubert in Übertragungen für Gitarre herausgegeben, darunter den „Moment musical“ op. 94 Nº 3, den Morat-Fergo jetzt in ihrer Version für zwei Gitarren vorführen … mit sensationellem Erfolg übrigens, weil sich gerade dieses kleine Werk sehr gut in der Version für zwei Gitarren macht. Sehr schön!
Schließlich berichten die beiden Gitarristen sogar, dass „Schuberts Lieder mit Gitarrenbegleitung aufzuführen […] schon immer [sic!] gebräuchlich“ war — schon zu Schuberts Zeiten. Er selbst hat eine Gitarre von Johann Georg Stauffer besessen. Sie war 1978 in der großen Schubert-Ausstellung der Stadt- und Landesbibliothek, Wien anlässlich des einhundertfünfzigsten Todestags des Komponisten ausgestellt. Ein großer Virtuose ist Franz Schubert auf der Gitarre wohl nicht gewesen, aber immerhin hat er ein Instrument besessen und vermutlich auch gespielt (Katalog der Ausstellung 1978 bei der Wiener UE unter UE 26230).
Enno Voorhorst spielt Roland Dyens
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Roland Dyens: Concerto Métis with String Orchestra … and selected works
Enno Voorhorst, Gitarre; The String Soloists
Aufgenommen: September 2017, erschienen ℗ 2018
Gitarre: Simplicio 1927, Kopie von Federico Sheppard
COBRA RECORDS COBRA 0066, im Vertrieb von Klassik Center Kassel
… auf der ganzen Welt berühmt …
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Ich habe über seinen Tod berichtet — und oft über seine Konzerte, seine Kompositionen und über Gelegenheiten, wo wir uns getroffen haben … irgendwo auf der Gitarrenwelt. Nie in Paris oder in Köln, dafür in San Diego, New Orleans, Kraków und anderswo. Roland Dyens ist am 29. Oktober 2016 gestorben. Er war mein Freund … nein mehr: Roland Dyens war der Freund aller Gitarristen, Musiker und Musikfreunde. Roland war Kosmopolit und er war Franzose. Roland war der klassischen Musik verbunden und gleichzeitig dem Chanson und dem Jazz.
Enno Voorhorst hat jetzt eine CD mit Werken von Roland Dyens herausgebracht: das „Concerto Métis“, der zweite Satz aus dem „Concerto en si“ („Sérénade“) und solistische Kompositionen – gipfelnd in seinem sicher bekanntesten Stück, dem „Tango en Skaï“. Spätestens diese Petitesse hat ihn auf der ganzen Welt berühmt gemacht – erst als Zugaben-, dann als Repertoirestück. Tout-Paris hat den Tango gespielt, und Roland freilich auch. Hier, auf der CD von Enno Voorhorst, kann man ihn mit Orchester hören, was dem Stück natürlich eine neue Dimension gibt.
Saudades N°1 bis N°3 gibt es auf der CD zu hören – mit weniger Weltschmerz übrigens, als João Gilberto in seiner „Chega de Saudade“ zum Ausdruck gebracht hat, dem vielleicht ersten Bossa-Nova überhaupt. Später hat Agustín Barrios seine „Chôro da Saudade“ geschrieben und gespielt.
Roland Dyens trifft die Stimmung, die das Wort „Saudade“ umschreibt, sehr genau – es ist von einer Jury, bestehend aus Linguisten und Dolmetschern, in der „Liste der unübersetzbaren Wörter der Welt“ auf „Platz 1“ gewählt worden. Gut, dass uns Komponisten wie Roland Übersetzungshilfen geben … selbst, wenn auch die nicht übersetzbar sind.
Simone Molinaro: Intavolatura di Liuto 1599
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Molinaro: Danze e Fantasie da
Intavolatura di Liuto Libro I, Venezia 1599
Ugo Nastrucci, lute
Aufgenommen im März 2017, erschienen ℗ 2019
Laute: 8chörige Laute von Matteo Baldinelli, Assisi 2016
BRILLIANT CLASSICS 95401
… vergleichsweise schwerfällig und recht wenig göttlich …
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Ugo Nastrucci selbst hat die sleeve-notes zu seiner CD geschrieben … und er hat – schon, wo es um Angaben zur Biographie des Lautenisten und Komponisten Molinaro geht – überraschend Neues herausgefunden und vor seinen Hörern und Lesern ausgebreitet. Zum Beispiel ist lange behauptet worden, Molinaro sei 1615 oder 1616 gestorben und er sei Priester gewesen. Nastrucci weist nach, dass Molinaro erst 1636 gestorben und am 16. Mai des gleichen Jahres in der Genueser Kirche San Siro beerdigt worden ist. Priester war er nicht, sondern – glücklich, wie es heißt – mit einer Geronima de Franchi verheiratet, der Witwe eines Edelmanns namens Paolo Battista Aicardi.
Simone Molinaro war „artis musicae eximiis doctor“ und schließlich Kapellmeister am Palazzo Ducale im Auftrag der höchsten politischen Instanz der Republik Genua. Angeredet wurde er mit „magnifico“.
John Dowland: First Booke of Songes or Ayres
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
John Dowland (1563–1626): First Booke of Songes or Ayres
Grace Davidson, soprano; David Miller, lute.
Aufgenommen im April 2016, erschienen ℗ 2018
Lauten: 7chörige Laute von Martin Haycock 1992 und 7chörige Laute von Michael Sprake 1979
SIGNUM CLASSICS RECORDS SIGCD553, im Vertrieb von NOTE1
… überzeugend und fesselnd …
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Grace Davidson ist nicht die erste Sängerin, die das komplette „First Book of Songes or Ayres“ von Dowland aufgenommen hat, meist werden allerdings Anthologien von Lautenliedern unterschiedlicher Komponisten zusammengestellt oder Lieder von Dowland – dann allerdings die anderen drei Bücher einbeziehend: „Second Booke“, „Third Booke“ und „Musical Banquet“.
Dowlands „First Booke of Songes or Ayres“ war, als es 1597 bei dem Londoner Drucker und Verleger Peter Short (on Bredstreet hill at the sign of the Starre) herauskam, ein sensationeller Erfolg. Es ist in fünf Neuauflagen erschienen, Textzitate findet man in Liedern zeitgenössischer Dichter und Komponisten und schließlich hat Dowland mit seinen Texten, die von Tränen und Melancholie geprägt sind, die Gefühlswelt einer Generation mindestens beschrieben, vielleicht aber auch geprägt.
Grace Davidson ist Sopranistin … und damit entspricht sie nicht meiner persönlichen Präferenz … ich höre englische Lautenlieder nämlich lieber von Tenören. Die Lieder sind ja (mindestens bei Dowland) so eingerichtet und veröffentlicht, „that all the partes together, or either of them severally may be song to the Lute, Orpherian or Viol de gambo“. Meine Vorliebe hat dabei nichts mit Frauenfeindlichkeit zu tun, mir scheinen die Texte nur, wenn sie aus Männerkehlen vorgetragen werden, besser verständlich zu sein … aber wie so oft: Heute ist alles anders! Grace Davidson singt unaufgeregt, klar und – ja! – mit enormer Textverständlichkeit, die ihr quasi in die Wiege gelegt worden ist, als sie in London geboren wurde. Dort, am Royal College of Music, hat sie auch studiert. Es ist die perfekt ausgewogene Mischung von Zurückhaltung und gesanglichem Vibrato, die ihre Interpretationen so überzeugend und fesselnd macht.
Weiss in Nostalgia
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Weiss in Nostalgia
Alex McCartney, Baroque Lute
Werke von Silvius Leopold Weiss
Aufgenommen im Juni 2018, erschienen ℗ 2019
Laute: 13chörige Laute von James Marriage, 2008; Laute von Klaus Jacobsen nach Leopold Widhalm, 2015
VETERUM MUSICA VM019, EAN 0–793611–630253
… The juice is credibly worth the squeeze …
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Das Label Veterum Musica in Glasgow ist klein. Sehr klein. Es bezeichnet sich selbst als „micro record label“ und ist – wie sein Name sagt – spezialisiert auf Aufnahmen mit Alter Musik, dargestellt von kleinen Ensembles und Solisten: „We specialise in recording small ensembles and soloists.“ Der Lautenist Alex McCartney gehört nicht nur zum „Stammpersonal“ des Labels, er hat es gegründet und er ist sein Spiritus Rector.
Die CD, um die es jetzt geht, enthält zwei Suiten von Silvius Leopold Weiss – beide aus der Londoner Weiss-Handschrift. Die frühen Lautenwerke des großen Silvius Leopold Weiss sind für elfchörige Laute überliefert, allerdings befand sich die Laute in einem ständigen Veränderungsprozess, der fast immer Besaitung und Stimmung betraf. Die Musiker der damaligen Zeit ließen nicht ständig neue, den veränderten Bedürfnissen angepasste Lauten für sich bauen, sie modifizierten die vorhandenen Instrumente entweder selbst oder ließen sie von Lautenmachern umbauen. Fast immer beschränkten sich die notwendigen Veränderungen auf Steg, Griffbrett und Wirbelkasten – Corpus und Decke, die beiden Bauteile, die höchstes Expertenwissen voraussetzen, blieben erhalten.
A Tribute to Teresa de Rogatis
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- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
A Tribute to Teresa de Rogatis (1893–1979)
Cinzia Milani, guitar
Aufgenommen im Juni 2018, erschienen ℗ 2019, im Handel ab 11.1.2019
BRILLIANT CLASSICS 95627
… wofür wir ihr und uns nur gratulieren können …
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Der Name Teresa de Rogatis ist heute vermutlich nur noch wenigen Musikfreunden, vielleicht noch einigen Gitarrenfreunden bekannt. Die Gitarristin wurde am 15. Oktober 1893 in Neapel geboren, bei ihrem Vater, Tommaso de Rogatis, erhielt sie ersten Gitarrenunterricht. Tommaso war sehr ehrgeizig, was die Karriere seiner Tochter anging und so förderte … und forderte er sie! Mit neun Jahren gab sie ihr Debut-Konzert auf der Gitarre, gleichzeitig unterzog sie sich anspruchsvollster Studien musikalischer Art. Bei Florestano Rossomandi studierte sie Klavier – bei Camillo De Nardis Komposition. Weder der eine noch der andere ist heute noch bekannt – mindestens hier im Hohen Norden – aber beides waren bedeutende Musiker und Lehrer vor – sagen wir – rund hundert Jahren. Rossomandi zum Beispiel war einer der Begründer der einflussreichen Neapolitanischen Klavierschule.
Teresa de Rogatis wurde im gleichen Jahr geboren wie Andrés Segovia (1893) und Angelo Gilardino, der den Booklet-Text für die CD „A Tribute to Teresa de Rogatis“ geschrieben hat, meint sogar, sie – Teresa – hätte problemlos eine ähnliche wenn nicht sogar größere Karriere als Segovia machen können. Schließlich waren ihre Startbedingungen deutlich günstiger, als die Segovias.
Jakob Lindberg, Laute: Nocturnal
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- Geschrieben von Maximilian Trapp
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Nocturnal – Jakob Lindberg, Lute
Werke von Anthony Holborne, Edward Collard, Daniel Bacheler, John Danyel, William Byrd, Benjamin Britten, John Dowland und John Johnson
Aufgenommen im August 2017, erschienen ℗ 2018
Lauten: 8-chörige Renaissance-Laute von Michael Lowe, 1982; 7-chörige Laute (in Mandora-Stimmung) von Michael Lowe, 1992
BIS-CD und SACD 2082, im Vertrieb von Klassik Center Kassel
… weniger aufgeregt und aufregend …
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Jakob Lindberg hat wieder einmal ein CD-Programm zusammengestellt, das originell und frisch wirkt … dabei hat man den Eindruck, nichts an Lautenmusik sei überliefert, was er noch nicht auf LP oder CD vorgelegt hätte. Gut, Benjamin Brittens „Nocturnal“ habe ich von ihm noch nicht gehört – weder auf der Gitarre, noch auf der Laute. Aber Bacheler und Johnson (zum Beispiel)? Ich würde mich wundern, wenn von diesen Meistern Stücke vorlägen, die wir von Jakob Lindberg noch nicht gehört haben! Und bitte, wenn ich Aufnahmen von Jakob Lindberg gehört habe, dann war das immer zu meinem und, wie ich annehme, zu unser aller großem Vergnügen!
Segovia: Guitar Music
- Details
- Geschrieben von Peter Päffgen
- Kategorie: Gitarre & Laute ONLINE
Segovia: Guitar Music
Alberto La Rocca, Guitar
Aufgenommen März/April 2015, erschienen ℗ 2016
Gitarre: Masaru Kohno, 1983 [die zehnsaitige Gitarre, mit der der Interpret für ein Foto im Inneren des Covers fotografiert worden ist, stammt – so eine Information von Alberto La Rocca in einer privaten Email an den Autor – von Luigi Locatto und wurde auf der Segovia-CD nicht verwendet, wohl aber auf zwei weiteren CDs des Künstlers.]
BRILLIANT CLASSICS 95369
… Segovia hat gerne mitkomponiert …
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Dass Andrés Segovia der weltweit einflussreichste „klassische Gitarrist“ des 20. Jahrhunderts gewesen ist, wird sicher nirgends bezweifelt. Und doch: Er ist sein Leben lang und ähnlich weltweit in hohem Maß kritisiert worden – als Gitarrist, Herausgeber, Lehrer und Komponist.
Segovias Karriere hat zwar beinah‘ das komplette zwanzigste Jahrhundert umspannt – allerdings ist er als Kind des 19. Jahrhunderts geboren worden und den Traditionen und Gewohnheiten dieser Zeit verbunden geblieben. Das 20. Jahrhundert war nicht nur von zwei Weltkriegen überschattet und vom Faschismus geprägt, in den Künsten war es auch die Zeit des Abstrahierens und der Abstraktion … aber dafür hatte Maestro Segovia nicht viel übrig. Je weitergehend sich Komponisten der Atonalität verschrieben – desto geringer waren ihre Chancen, von Segovia gewürdigt zu werden. Dafür gibt es zahlreiche Beispiele, ich nenne hier nur die „Quatre Pièces Brèves“ Von Frank Martin, die Segovia für Jahrzehnte ignoriert und damit der Musikwelt vorenthalten hat. Sein Metier war neo-neo-romantische Musik – Portamenti waren sein stilistisches Erkennungsmerkmal. Auch sein Spiel war nämlich unverwechselbar – und zwar unverwechselbar betörend in seiner klanglichen Dichte und unverwechselbar frech in seinem Ignorieren dessen, was von den Komponisten aufgeschrieben worden war. Segovia hat gerne mitkomponiert.